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eine Schar von „Abtrü nnigen“ um sich gesammelt habe, „die – von der beschränkenden<br />

und verengenden Vernunftgläubigkeit [Meyers ...] verlockt – den Geist des Bauhauses<br />

aufgegeben hatten.“ 131<br />

So wurde Meyer vorgeworfen, er habe die Malerei abschaffen wollen. Roters schätzte<br />

Meyer als einen derjenigen Architekten ein, die keinerlei Sinn fü r die Malerei gehabt<br />

und Bilder lediglich als Farbkleckse an der Wand betrachtet hätten. 132 Da er das Bauhaus<br />

zu einer puristischen und soziologisch ausgerichteten Architektur- und Baufachschule<br />

umgewandelt habe, sei es nicht verwunderlich gewesen, daßnur drei Maler<br />

seine Ära „ü berstanden“ hätten. 133 Wenn der massiv anklagende Ton bei Roters dennoch<br />

weniger vorherrschte als in anderen Darstellungen, so resultierte dies aus einer<br />

Verharmlosung der Person Meyers. Er zeichnete ihn als glü cklosen Menschen, der<br />

„das Institut auf seine eigene spartanische Gesinnung umzutrimmen versuchte“. Ansonsten<br />

schätzte Roters ihn jedoch als ehrlichen Mann ein, dessen Phantasie allerdings<br />

„einseitig praktisch ausgerichtet“ war, weshalb er „die meisten der aus der Ära<br />

Gropius ü berkommenden Ideale als Formalismus“ verworfen habe. 134 Es entstand der<br />

Eindruck, Roters habe die vorherrschende abfällige Meinung ü ber Meyer abwiegeln<br />

wollen, da er schlechterdings nicht dafü r verantwortlich gemacht werden könne, daßer<br />

eben etwas beschränkt die Errungenschaften eines Gropius nicht als solche habe erkennen<br />

können.<br />

In den Beiträgen zum Ausstellungskatalog 50 jahre bauhaus wurde die Bedeutung der<br />

politischen Einstellung Meyers auf die Entwicklung des Bauhauses in den Vordergrund<br />

gestellt, die vor allem zu Ungunsten der Malerei ausgefallen sei. In kaum einem Beitrag<br />

fehlte der Zusatz „wissenschaftlicher Marxist“. Laut Grote habe ihm<br />

„sein wissenschaftlicher marxismus [...] den blick [verengt]. er wollte dem bauhaus<br />

eine wissenschaftliche, politische gestalt geben und ihm das kü nstlerische<br />

klima nehmen.“ 135<br />

Hans Eckstein vermied es sogar, ihn direkt beim Namen zu nennen:<br />

„später in dessau, nach gropius’ rü cktritt von der leitung haben manche<br />

menschlichen unzulänglichkeiten noch andere schwierigkeiten heraufbeschworen,<br />

fü r die das pädagogische system aber nicht verantwortlich zu machen<br />

ist.“ 136<br />

131<br />

132<br />

133<br />

134<br />

135<br />

136<br />

Muche, Blickpunkt, 1961, S. 130.<br />

Roters, 1965, S. 16.<br />

Ebenda, S. 17.<br />

Ebenda.<br />

Grote, Ludwig: grundformen und funktionalismus. In: Herzogenrath (Hrsg.), 1968, S. 20.<br />

Eckstein, Hans: sinn und bedeutung der werkstatt-erziehung des bauhauses. In: Ebenda,<br />

S. 76.

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