23.04.2015 Aufrufe

Dokument_1.pdf (4720 KB) - OPUS4

Dokument_1.pdf (4720 KB) - OPUS4

Dokument_1.pdf (4720 KB) - OPUS4

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

180<br />

konkreten Entwurfs- und Gestaltungsmethoden in Verbindung mit theoretischen Disziplinen<br />

und vernachlässigte zunehmend ästhetische Fragen, wie sie noch fü r Bill im<br />

Mittelpunkt gestanden hatten.<br />

Während Bills Grundkurs-Konzeption hauptsächlich grundlegende Methoden und Fähigkeiten<br />

thematisiert hatte, war Maldonados Programm von 1958 allgemeiner, aber<br />

auch mit einem umfassenderen Anspruch gefaßt:<br />

„die grundlehre verfolgt vier ziele:<br />

1. sie fü hrt die studierenden in die arbeit der abteilungen ein, vor allem in die<br />

methoden, auf denen die abteilungsarbeit ruht.<br />

2. sie macht den studierenden mit den wichtigsten fragen unserer technischen<br />

zivilisation vertraut und vermittelt auf diese weise die horizonte der<br />

konkreten gestaltungsaufgaben.<br />

3. sie trainiert die zusammenarbeit verschiedener disziplinen und bereitet<br />

dadurch die studierenden vor auf die arbeit im team, d.h. auf die arbeit in<br />

gremien von spezialisten, in denen es darauf ankommt, daßjeder einzelne<br />

die fragestellungen und die perspektiven der ü brigen mitarbeiter<br />

versteht.<br />

4. sie gleicht darü ber hinaus die unterschiede der vorbildung aus, die sich<br />

daraus ergeben, daßdie studierenden nicht nur aus verschiedenen fachgebieten,<br />

sondern auch aus verschiedenen ländern mit andersartigen erziehungssystemen<br />

kommen.“ 557<br />

Die bisherige Aufgabe der Grundlehre, gestalterisches Basiswissen zu vermitteln,<br />

wurde als zu begrenzt begriffen, weshalb sie nun grundsätzlich in die Abteilungen einfü<br />

hren sollte. Typische Entwurfsprobleme wurden anhand von Ü bungen z.B. zur Topologie<br />

oder Symmetrie behandelt. Dabei entstammten Maldonados Aufgaben, ähnlich<br />

wie bei Bill, anfangs noch häufig aus dem Formenrepertoire der Konkreten Kunst und<br />

zielten auf wahrnehmungs- und gestalttheoretische Kompetenz. 558 So ließer die<br />

Studenten das Phänomen des Möbius’schen Bandes und anderer unorientierbarer<br />

Flächen untersuchen sowie Rasterungen herstellen, die auf „Ungenauigkeit mit exakten<br />

Mitteln“ basierten. (Abb. 48 u. 49) Mit dieser Visuellen Methodik schuf Maldonado<br />

den Grundstein fü r das sogenannte Ulmer Modell, das ab 1962 zum Tragen kam, und<br />

beeinflußte maßgeblich die weitere pädagogische und institutionelle Entwicklung der<br />

HfG.<br />

An die zweite Stelle setzte Maldonado die allgemeinen wissenschaftlichen Fächer als<br />

Antwort auf die „wichtigsten fragen unserer technischen zivilisation“, während Bill diese<br />

in der Kulturellen Integration zusammengefaßt nur an letzter Stelle berü cksichtigt hatte.<br />

Dementsprechend bewertete Maldonado sie nicht mehr als bloße Ergänzung, sondern<br />

als richtungsweisende Informationslieferanten fü r die Gestaltungsarbeit, was sich auch<br />

557<br />

558<br />

Zitiert nach: Lindinger (Hrsg.), ²1991, S. 45.<br />

Vgl. Seckendorff, 1989, S. 106.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!