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die Größe der Tü r einen Anhaltspunkt gegeben hätte. 598 Obwohl durch den so<br />

entstandenen Raum mehr Platz zum Leben gewonnen wurde, verschwanden charakteristische<br />

Merkmale des alltäglichen Lebens zunehmend aus dem Blickfeld. Langfristig<br />

beinhaltete diese „ü berindividuelle“ Gestaltung auch die Gefahr, einer Anonymisierung<br />

der Umwelt Vorschub zu leisten.<br />

Scholtz fü hrte als Vergleichsbeispiel Versuche von Marcel Breuer an, die er am Bauhaus<br />

mit Systemmöbeln im Sinne von Baukastenmöbeln gemacht hatte. 599 Deren Einzelteile<br />

bestanden noch aus kompletten Schrankeinheiten, die auf- oder nebeneinander<br />

gestellt wiederum größere Möbel ergaben und dementsprechend sukzessive ergänzt<br />

werden konnten. Diesem System folgten z.B. Breuers Typenmöbel fü r die Innenausstattung<br />

der Reihenhäuser in Dessau-Törten. (Abb. 63)<br />

Ein viel geeigneteres Vergleichsbeispiel lieferte Breuer jedoch mit einem Entwurf fü r<br />

das Wohnhaus Gropius, weil der Bauhäusler hier das „Kastendenken“ verlassen hatte.<br />

Im Wohnzimmer hatte er eine höchst moderne Regalwand angebracht, die hauptsächlich<br />

aus weißgestrichenen Holzregalböden bestand, die in variablen Abständen an von<br />

der Decke abgehängten Metallstäben befestigt waren. 600 (Abb. 64) Vervollständigt wurden<br />

sie durch in Material und Maße abgestimmte Schrankelemente. (Abb. 65 ) Mit diesem<br />

Entwurf verabschiedete sich Breuer vom traditionellen schweren Bibliotheksmöbel,<br />

dessen Konstruktionselemente nun zum Teil von der Wand selbst ü bernommen<br />

wurden. Dieses System verweist in seiner Anlage bereits auf die in den fü nfziger Jahren<br />

so beliebten Regalsysteme, in die einzelne Bretter und Schrankelemente je nach<br />

Bedarf eingehängt werden konnten. 601 Auch wenn es bei diesem Einzelbeispiel blieb,<br />

markiert die Reduktion der bisherigen Möbel-Einheit „Kasten“ auf das tragende Regalbrett<br />

den Beginn einer weiterfü hrenden Entwicklung, derzufolge zukü nftig das Brett und<br />

sein Träger hinsichtlich Konstruktion und Gestaltung getrennt voneinander behandelt<br />

598<br />

599<br />

600<br />

601<br />

Diese Art der Anbauschränke setzte sich während der sechziger Jahre vor allem fü r Bü ros<br />

und Schlafzimmer immer mehr durch. Z.B. entwickelte u.a. der ehemalige Bauhaus-Schü -<br />

ler und Architekt Herbert Hirche von 1959-61 die Inwand. Das Schranktrennwand-System<br />

wurde von der Firma Holzäpfel KG in Ebhausen produziert. – Vgl. Herbert Hirche. Architektur,<br />

Innenraum, Design. Ausstellungskatalog Stuttgart, 1978. O.Pg.<br />

Als „augenfälliger“ Beweis wird eine Zeichnung auf Karopapier abgebildet, die einen Kasten<br />

in drei Höhen- und zwei Breitenvariationen zeigt, stehend und an der Wand befestigt.<br />

– Scholtz, Andrea: Wohnen mit System. In: Archiv der Hochschule fü r Gestaltung (Hrsg.),<br />

1990, S. 25.<br />

Aus den ü berlieferten Abbildungen wird nicht eindeutig klar, ob die Regalbretter noch zusätzlich<br />

an der Wand befestigt waren. Die vertikal und horizontal an den Wänden aufgebrachten<br />

Holzleisten könnten teilweise auch als Auflager fü r die Bretter gedient haben.<br />

Zu diesen verschiedenen Regalsystemen z.B. von Charles Eames, Charlotte Perriand,<br />

Nisse Strinning oder Herbert Hirche vgl. Seckendorff, 1989, S. 146 ff.

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