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241<br />

7. War das Bauhaus aktuell?<br />

Die Frage nach der Aktualität des Bauhauses in den fü nfziger und sechziger Jahren ist<br />

nicht so leicht zu beantworten, wie es nach der Lektü re der vorangegangenen Kapitel<br />

erscheinen mag. Zwar avancierte das historische Institut im Laufe der fü nfziger Jahre<br />

zum deutschen Kulturgut schlechthin und wurde samt seiner Protagonisten sowohl<br />

politisch als auch kulturell vereinnahmt, aber einen praktischen Zeitwert fü r die Nachkriegsgeneration<br />

der Gestalter scheint es nicht gehabt zu haben. Schließlich manifestierte<br />

sich auch der Anspruch der Ulmer HfG, das Bauhaus weiterzufü hren, mehr in<br />

der avantgardistischen Grundhaltung, gesellschaftliche Probleme mittels Umweltgestaltung<br />

lösen zu wollen, und weniger in formalen oder methodischen Parallelen. Auch<br />

wenn seit den Wiederaufbaujahren fortwährend das Bauhaus als Beispiel fü r ein vorbildliches<br />

Berufsethos oder Ausbildungssystem angefü hrt wurde, gab es kaum Gestalter,<br />

die sich konkret auf das Institut der zwanziger Jahre beriefen. Wenn im Zusammenhang<br />

mit neuen Entwü rfen das Bauhaus genannt wurde, dann aus dem<br />

Grund, weil es sich bei den Urhebern um ehemalige Bauhaus-Schü ler handelte oder<br />

um die grundsätzliche Richtigkeit der „Gedanken der Werkbund- und Bauhausleute“ zu<br />

konstatieren. 712 Dagegen finden sich in zeitgenössischen Beiträgen der Fachpresse<br />

weder Hinweise auf Gestalter, die sich selbst in die Nachfolge des Bauhauses stellten,<br />

noch auf moderne Entwü rfe, die in der Tradition des Bauhauses gesehen wurden. Dies<br />

mag nicht zuletzt daraus erklärbar sein, daßdas Bauhaus und mit ihm die Moderne<br />

nach einer anfänglichen Konsolidierungsphase, in der das Anknü pfen an die Weimarer<br />

Republik der Ü berwindung des Nationalsozialismus gleichkam, 713 von den Gestaltern<br />

selbst alsbald der Vergangenheit zugeordnet wurde. Statt einer regressiven Anlehnung<br />

an ü berholte Vorbilder strebte man eine moderne aufgeschlossene Haltung an, die<br />

vorzugsweise amerikanische, skandinavische oder italienische Vorbilder rezipierte.<br />

Daßgerade die amerikanische Gestaltung maßgeblich durch die Bauhaus-Tradition<br />

geprägt war, wurde nicht als hinderlich empfunden. Im Gegenteil: Die zurü ckhaltende<br />

Ästhetik der Firma Knoll eignete sich hervorragend fü r die Repräsentation einer neuen<br />

wohlhabenden Oberschicht, die sich die edle Kargheit leisten konnte. Darü ber hinaus<br />

712<br />

713<br />

Hoffmann, Hubert: Möbel in neuen Konstruktionen und Werkstoffen. In: Architektur und<br />

Wohnform (Stuttgart), 58, 1949/50, Nr. 5, S. 115.<br />

„Zwölf Jahre Nationalsozialismus hatten im Bewußtsein weiter Kreise die Erinnerung an<br />

Werkbundbewegung und ihre weit ü ber Deutschlands Grenzen hinausreichenden Erfolge<br />

fast ausgelöscht, auch unter den Werkkü nstlern selbst und besonders in der jü ngeren Generation.“<br />

Meißner, Else: Qualität und Form in Wirtschaft und Leben. Mü nchen, 1950,<br />

S. 24.

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