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den Bills keineswegs automatisch „kunstfrei“ geworden, auch wenn die Hochschule<br />

von da an eine rein wissenschaftlich orientierte Ausbildung propagierte.<br />

Trotzdem interessierten sich viele Studenten vor allem fü r zeitgenössische Kunst. Rü -<br />

benach berichtete 1958 von einer Begebenheit an der HfG,<br />

„als er sah, wie jemand mit einem großen paket unter dem arm sichernd durch<br />

die halle schlich, wo die putzfrauen arbeiteten. ein tachistisches bild, erklärte<br />

er verlegen, er werde unmöglich hier, wenn das jemand sähe.“<br />

Anscheinend unterschied man jedoch unter den verschiedenen kü nstlerischen Strömungen,<br />

denn, so Rü benach,<br />

„viele studenten malen – nach mathematischen oder nach informationsformeln.<br />

[...] aber: solche kunst gilt nicht als spiel oder selbstausdruck, sondern<br />

als konkretisierte oder nur konkret existierende geistige ordnung. und es läßt<br />

sich beobachten, dass alle in ulm tätigen unter dem eindruck solcher konkreten<br />

malerei stehen als einem sichtbaren ausdruck geistiger strömungen unserer<br />

zeit.“ 629<br />

Da sich die Ulmer Hochschule programmatisch der Gegenwart verpflichtet hatte, war<br />

ein aufmerksames Verfolgen der aktuellen Entwicklungen auf den Gebieten der Malerei<br />

und Bildhauerei unerläßlich. Bill hatte bereits 1949 gefordert, der Gestalter mü sse<br />

auch die allerneuesten Problemstellungen der Kunst berü cksichtigen, denn erst dann<br />

werde ein zeitgemäßes Entwerfen möglich.<br />

„Daraus geht dann auch eine Stileinheit zwischen den verschiedenen heutigen<br />

Bestrebungen hervor, eine Einheit zwischen den latent vorhandenen Formströmungen<br />

und der freien Kunst [...] Dadurch vermittelt die Kunst auch immer<br />

einen Ausblick auf in der Luft liegende Möglichkeiten und Fragen, im Positiven<br />

wie im Negativen.“ 630<br />

Auch wenn Maldonado und Aicher Bills Wunsch nach einer „Stileinheit“ nicht unterschrieben<br />

hätten, waren Einflü sse kaum vermeidbar. Aicher erinnerte sich:<br />

„meine plakate waren in das formale feld der sogenannten ‚konkreten kunst’<br />

geraten, und ich hatte mich zu fragen, ob sie noch zuerst der kommunikation<br />

dienten. ein fotograf, christian staub, der den fotounterricht leitete, machte<br />

mich bei meinen fotos auf die gefahr aufmerksam, daßsie formaler ‚kü nstlerischer’<br />

selbstzweck werden könnten“. 631<br />

Diese ständige Wachsamkeit gegenü ber der kü nstlerischen „Gefahr“ sollte verhindern,<br />

daßder funktionsorientierte Planungsprozeßvon ästhetischen Vorlieben ü berlagert<br />

wurde.<br />

207<br />

629<br />

630<br />

631<br />

Vgl. Rü benach, 1987, S. 50. [Kleinschrift]<br />

Bill, Schönheit, 1949, S. 274.<br />

Aicher, 1991, S. 128. [Kleinschrift]

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