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214<br />

seine Rolle als Pädagoge ein. Die Grundlagenforschung im Bereich der Morphologie<br />

sollte ihn zu den elementaren Bestandteilen der Form und darauf aufbauend der Gestaltung<br />

fü hren. Damit betrachtete er wie einige seiner Kollegen die Gestaltung auf<br />

einer wissenschaftlichen Ebene, setzte jedoch einen Schritt frü her an, so daßsich<br />

seine Ü berlegungen nicht unmittelbar in die Praxis umsetzen ließen. Ähnlich wie Bill<br />

mit der „guten Form“, ü bertrug er beispielsweise chemische oder biologische Strukturen,<br />

wie sie in Kristallbildungen oder Knochengeflechten zu beobachten waren, auf die<br />

Formgestaltung. 649<br />

Dennoch ist es auffällig, daßZeischegg sich erst wieder unabhängigen Bildhauerarbeiten<br />

jenseits der Morphologie zuwandte, als die positivistische Phase an der HfG<br />

ü berwunden war. Es bliebe daher zu untersuchen, ob Zeischegg lediglich seinen mit<br />

den Gitterwänden begonnenen Ansatz weiterentwickelte oder inwieweit er sich durch<br />

den neuen Kurs der HfG tatsächlich zu einer intensiveren Kunstproduktion ermutigt<br />

fü hlte. Nachdem Vordemberge-Gildewarts 1962 gestorben war, blieben Zeischeggs<br />

kü nstlerischen Arbeiten eine singuläre Erscheinung innerhalb der HfG.<br />

5.4.3. Elementare Gestaltung – Elementare Kunst<br />

Nicht nur die hochschulinternen Einflü sse stellten Berü hrungspunkte zur zeitgenössischen<br />

Kunstentwicklung dar. Ebenso wie die Ulmer versuchten, sich neue wissenschaftliche<br />

Methoden und Erkenntnisse fü r ihre Gestaltungsarbeit dienstbar zu machen,<br />

beschäftigten sich viele Kü nstler vermehrt mit wissenschaftlichen Problemen der<br />

Optik oder der Mathematik, die sie analytisch in ihren Werken rezepierten.<br />

Bereits 1949 hatte Bill eine Abhandlung ü ber „die mathematische denkweise in der<br />

kunst“ geschrieben, die er als Methode beschrieb, durch logische Denkvorgänge zur<br />

Gestaltung von gesetzmäßigen Strukturen und ihrer Beziehungen zueinander zu gelangen.<br />

Darü ber hinaus sei auch der Ausdruck einer elementaren Ordnung möglich,<br />

auf der das gesamte „Weltgefü ge“ basiert. 650 In seinem Text manifestierte sich die<br />

Faszination an der Mathematik als strukturierender Faktor, der einen Zugang zu den<br />

komplexen Sinnzusammenhängen der Welt ermöglicht. Demzufolge verarbeitete er<br />

nicht nur in seiner Kunst mathematische Paradigma, sondern bediente sich auch in<br />

einem Aufsatz zur Verdeutlichung seiner Thesen mathematisch-wissenschaftlicher<br />

649<br />

650<br />

Vgl. Bill, Max: Form. Eine Bilanz ü ber die Formentwicklung um die Mitte des XX. Jahrhunderts.<br />

Basel, 1957.<br />

Bill, Max: Die mathematische Denkweise in der Kunst (1949). In: Hü ttinger, 1987, S. 117-<br />

128.

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