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212<br />

Die im Zuge der Untersuchungen zur Polyedergeometrie entstandenen Formen waren<br />

fü r ihn nur bezü glich ihrer formalen Eigenschaften und der an ihnen visualisierten Prinzipien<br />

von Bedeutung, während ein potentieller Gebrauch zunächst nicht intendiert<br />

war. Allerdings fand Zeischegg in der Firma Helit einen experimentierfreudigen Partner,<br />

mit dem zusammen im Nachhinein ein Verwendungszweck fü r die formschönen Objekte<br />

gesucht wurde. Daraufhin wurden der sogenannte Sinus-Aschenbecher oder eine<br />

Obstschale aus einem Wellflächenquadrat produziert, deren bewegte Formen im Gegensatz<br />

zu den meist statischen Lösungen der HfG standen. (Abb. 81) Vor allem die<br />

Schalen und Untersetzer, die Ende der sechziger Jahre entstanden, besitzen eindeutigen<br />

Objektcharakter, weshalb sie erst in zweiter Linie als Gebrauchsgegenstände aufzufassen<br />

sind.<br />

Das Prinzip der nachträglichen „Funktionalisierung“ dieser Objekte nannte Scholtz<br />

„function follows form“, 643 dem Zeischegg nur so lange gleichgü ltig gegenü berstand,<br />

wie es keine Modifikation der Formen erforderte. Denn diese waren fü r ihn unumstößlich<br />

festgeschrieben und auch nicht in Hinblick auf eine bessere Vermarktung zu verändern.<br />

644 Eine solch kompromißlose Gestaltungseinstellung gegenü ber den industriellen<br />

Auftraggebern stellte in Ulm eine Ausnahmeerscheinung dar. Indem er die ideale<br />

Form ü ber die Funktion stellte, entsprach Zeischegg in keinster Weise dem gemeinhin<br />

mit der HfG assoziierten Bild des Industrie-Designers.<br />

Im Rahmen der Entwicklungsarbeit seiner Abteilung entstanden darü ber hinaus Modelle<br />

fü r Gitterwände, die teilweise an seine Studien der späten vierziger Jahre anknü<br />

pften. (Abb. 82) Es wurden Module aus ineinander verschränkten Schalensegmentflächen<br />

entwickelt, die ü ber- und nebeneinander plaziert zu Trennwänden kombiniert<br />

werden konnten und im Innenausbau vielseitig einsetzbar waren. Durch das Ineinandergreifen<br />

der Elemente ergibt sich der Eindruck, daßder auf diese Weise entstehende<br />

Zwischenraum eine Einfassung oder Strukturierung erhält und damit im Mittelpunkt<br />

steht. 645 Dementsprechend können die Gitterwände Zeischeggs als Variation<br />

643<br />

644<br />

645<br />

Vgl. dazu auch Scholtz, Andrea: „... wo sich plötzlich eine Form selbständig macht.“ Das<br />

Werk Walter Zeischeggs. In: Archiv der Hochschule fü r Gestaltung Ulm (Hrsg.), 1992,<br />

S. 28.<br />

So entwickelte er ab 1969 ein Bü romöbelsystem, in das keine Aktenordner hineinpaßten,<br />

weil er eine eigens dazu entworfene Aufbewahrungsmethode mit Loseblattsammlungen fü r<br />

geeigneter hielt. Das System konnte sich auf dem Markt nicht durchsetzen, weil sich der<br />

Verbraucher nicht vom bewährten Ordner trennen wollte. – Vgl. Scholtz, „... wo sich plötzlich<br />

eine Form selbständig macht“, 1992, S. 31.<br />

Ähnliche zweischalige Fassadenelemente hatte auch Egon Eiermann fü r das Stuttgarter<br />

Warenhaus Merkur entwickelt. Vgl. Schirmer, Wulf: Egon Eiermann 1904-1970. Stuttgart,<br />

1984, S. 162.

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