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158<br />

Mensa-Bereich hat. Verglichen mit der Gropius’schen Lösung, eine Straße luftig zu<br />

ü berbauen, entschloßsich Bill vielmehr dazu, den Verbindungsweg aus dem Ateliertrakt<br />

herauszuarbeiten. Dies ist vor allem im Bereich der Wohnateliers zu beobachten,<br />

die den erdgeschossigen Erschließungsgang durch ihre darü bergelegenen Wohnbereiche<br />

schü tzend umfassen. (Abb. 26)<br />

Anstatt den Schulkörper hinsichtlich seiner Einzelfunktionen zu sezieren und zu separieren,<br />

versuchte Bill, das ü bergeordnete Wesen einer Schule zu erfassen und fü r dieses<br />

ein geeignetes Gestaltungsmittel zu finden, das auf alle Teilbereiche des Baus<br />

gleichermaßen anwendbar war. Mit einem durchgängigen Raster, das sowohl im Inneren<br />

als auch an den Außenfassaden verwendet wurde, konnte der Grundrißmöglichst<br />

variabel gehalten werden. 488 (Abb. 27) Ebenso wie er eine Umweltgestaltung nach einheitlichen<br />

Prinzipien schaffen wollte, sollte auch bei der Schulanlage nur ein einziges<br />

flexibles Prinzip als Grundlage dienen. Dieses Prinzip sollte nicht nur den beigeordneten<br />

Abläufen des Schulalltags entsprechen, sondern charakteristischer Ausdruck der<br />

Schule sein. Schließlich war es fü r Bill der lernende Mensch, auf den der Bau mit seinen<br />

Funktionen ausgerichtet sein sollten,<br />

„aber nicht nur als erfü llung der einzelfunktion, sondern in gegenseitiger bezugnahme,<br />

als ‚einheit aller funktionen’“. 489<br />

Nicht nur die jeweilige bauliche Anlage als Gesamtheit, sondern auch die Eingangssituationen<br />

stehen repräsentativ fü r die Schulen, so daßvon ihnen Rü ckschlü sse auf<br />

das schulische Selbstverständnis gezogen werden können. Gropius versah das Bauhaus<br />

mit zwei Eingängen, gemäßder ursprü nglichen zweigeteilten Nutzung der Gebäude.<br />

Auch wenn diese beiden einander gegenü berliegenden Eingänge keinerlei hervorgehobene<br />

Gestaltung erfahren haben, ist doch ihre Position innerhalb der gesamten<br />

Anlage folgerichtig betont. Die von der Verwaltungsbrü cke ü berspannte Straße bildet<br />

eine Art Auffahrt, die von Schultrakt und Werkstattflü gel flankiert wird. Dementsprechend<br />

sieht sich der Besucher bereits vom Schulkomplex umfangen und willkommen<br />

geheißen, bevor er ihn tatsächlich betritt. Er mußte sich nur noch fü r einen der beiden<br />

Bereiche entscheiden.<br />

Das Eingangsportal der Bundesschule in Bernau war gemäßihrer Aufgaben baulich<br />

hervorgehoben, indem es durch drei Schornsteine markiert wurde, die die Assoziation<br />

einer „Bildungsfabrik“ weckten. Um einen elitären Anspruch von vornherein abzuweh-<br />

488<br />

489<br />

Nachdem er die strenge Differenzierung der einzelnen Baukörper aufgegeben hatte, setzte<br />

Bill als Ordnungsmittel eine einheitliche Gestaltung der Fassaden ein, die einem einheitlichen<br />

Modul von 3 m zugrunde liegt und seine Entsprechung auch im Inneren der Gebäude<br />

wiederfindet. – Vgl. dazu vor allem Frei, 1991, S. 91 f.<br />

Max Bill. Ausstellungskatalog Ulm 1956, S. 8. [Kleinschrift]

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