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138<br />

Zeit in Ulm zu verschwenden, wenn die Zeugnisse nicht mehr von Bill unterzeichnet<br />

wü rden, da der Abschlußstaatlich nicht anerkannt war. Offensichtlich war auch der<br />

experimentelle Charakter, welcher der HfG auch 1957 immer noch zugebilligt wurde,<br />

vor allem durch Bills Ruf als Kü nstler und Gestalter legitimiert und weniger durch den<br />

Bezug zum Bauhaus.<br />

In der Tagespresse wurde die nach Bills Weggang vollzogene Wandlung der Unterrichtskonzeption<br />

als Abkehr von der Bauhaustradition dargestellt. Die Meldung, an der<br />

Ulmer Hochschule wü rden nun Spezialisten ausgebildet, „im Gegensatz zum Bauhaus,<br />

das die Isolierung der einzelnen Kü nste ü berwinden wollte“, 430 verdeutlicht einen unbekü<br />

mmerten Umgang mit oberflächlichem Halbwissen, das ein verzerrtes Bild sowohl<br />

von der HfG als auch vom Bauhaus widerspiegelte. Unverfänglicher waren demgegenü<br />

ber schwer nachprü fbare Parallelen auf ideeller Ebene. Indem beispielsweise die geistige<br />

„Ausstrahlung und Weltweite der Hochschule fü r Gestaltung in Ulm [...] mit der<br />

Wirkung des Bauhauses in den zwanziger Jahren“ gleichgesetzt wurde, 431 konnte ihre<br />

internationale Bedeutung unterstrichen werden, ohne ins Detail gehen zu mü ssen.<br />

In ähnlicher Weise bedienten sich aber auch die negativen Kritiker des Bauhaus-Vergleichs.<br />

Zumeist genü gte die Andeutung, in Ulm habe man den Maßstab des Bauhauses<br />

nicht erreicht. Vor allem die Ablehnung gegenü ber dem in Ulm eingeschlagenen<br />

Weg, wissenschaftliche Disziplinen stärker in die Gestaltung zu integrieren, gipfelte<br />

zum Teil in massiven „Formalismus“-Vorwü rfen. 432 In Anbetracht der fehlenden<br />

Leistungen in Lehre und Praxis wü rden<br />

„jene Ulmer Studenten, die aus den Papierkörben des Tratsches kleine Ulm-<br />

Archive anlegen, vergeblich ihre Liebesmü h’[verschwenden]: Darmstadt wird<br />

sie ihnen nicht abkaufen.“ 433<br />

Gemeint war das neu gegrü ndete Darmstädter Bauhaus-Archiv, dessen Urteil ü ber die<br />

Berechtigung des Anspruchs der Bauhaus-Nachfolge als letzte wissenschaftliche Instanz<br />

fü r unumstößlich angesehen wurde.<br />

Die negative Kritik kumulierte 1963 in einem Spiegel-Artikel, der interne und externe<br />

kritische Darstellungen zum Bild eines heillos zerstrittenen handlungsunfähigen Insti-<br />

430<br />

431<br />

432<br />

433<br />

Plü nnecke, Elisabeth: Was passiert auf dem Kuhberg? Probleme der Hochschule fü r Gestaltung.<br />

In: Stuttgarter Nachrichten (Stuttgart), 1958, Nr. 96, S. 3.<br />

Lehmann, Anneliese: Erziehung fü r die industrielle Welt. Die Hochschule fü r Gestaltung<br />

stellt in Stuttgart aus. In: Stuttgarter Leben (Stuttgart), 1963, Mai.<br />

Mit dem Formalismus-Vorwurf hatte bereits das Bauhaus in den zwanziger Jahren zu<br />

kämpfen.<br />

Burckhardt, Lucius: Ulm anno 5. In: Werk (Winterthur), 1960, Nr. 11, S. 384. – Weil das<br />

Ulmer HfG-Archiv erst 1989 gegrü ndet wurde, befindet sich ein Konvolut mit <strong>Dokument</strong>en<br />

des letzten Rektors Ohls im Besitz des Bauhaus-Archivs in Berlin.

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