23.04.2015 Aufrufe

Dokument_1.pdf (4720 KB) - OPUS4

Dokument_1.pdf (4720 KB) - OPUS4

Dokument_1.pdf (4720 KB) - OPUS4

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

130<br />

Augen eines Fachpublikums, als daßdie Ö ffentlichkeit davon Kenntnis genommen<br />

hätte, die auch in den sechziger Jahren noch ein „Neues Bauhaus“ erwartete. So beklagte<br />

der damalige Rektor Aicher 1964 bei der Eröffnung der Ulmer Wanderausstellung<br />

in Mü nchen die einseitige Bauhaus-Rezeption, die mit der Arbeit der HfG nicht in<br />

Einklang zu bringen sei:<br />

„hierzulande ist ein absolut einseitiges bauhausbild entstanden, das sich auf<br />

die maler am bauhaus stü tzt. man kennt paul klee, aber nicht marcel breuer,<br />

kandinsky, aber nicht hannes meier [sic!]. die bemü hungen am bauhaus, vom<br />

gesamtkunstwerk und der kunst am bau wegzukommen, versickern im heutigen<br />

kulturellen bewußtsein.“ 403<br />

Falls ü berhaupt, so sei die HfG lediglich mit diesem unbekannten Teil des Bauhauses<br />

zu vergleichen. Die allgemeine Unkenntnis darü ber resultiere daraus, daßdie historische<br />

Aufarbeitung des Bauhauses von Kunsthistorikern geleistet wü rde, deren Blick<br />

allein fü r Malerei und Bildhauerei geschärft worden sei und die Erzeugnisse einer<br />

„durch die industrialisierung geprägten zivilisation“ ignorierten. 404 Auch im Jahre 1964<br />

war Aicher also nicht dazu bereit, sich öffentlich vom Bauhaus loszusagen. Im Gegenteil,<br />

er suchte von sich aus den Bezug, um ihn zum Ausgangspunkt seiner Eigendefinition<br />

zu verwenden, derzufolge er eine Vergleichbarkeit in speziellen Punkten einräumte.<br />

Dies seien allerdings Aspekte, die gemeinhin nicht mit dem historischen Institut<br />

assoziiert wü rden. Durch diese Definition konnte der HfG-Rektor geschickt jedwede<br />

Fragen bezü glich des Bauhauses mit dem Hinweis darauf abschwächen, der Kritiker<br />

sei nicht genü gend in die Materie eingearbeitet, wenn er die Parallelen nicht erkannt<br />

hatte.<br />

Neben der beschriebenen inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Bauhaus bediente<br />

sich die Ulmer Hochschule im Laufe ihrer Geschichte wiederholt des Werbeeffekts, den<br />

die Erwähnung des Bauhauses mit sich brachte. Das in den fü nfziger und sechziger<br />

Jahren ausschließlich positiv konnotierte historische Institut ließauch die in seiner<br />

Nachfolge angetretene HfG in einem glanzvolleren Licht erscheinen. Ein herausragendes<br />

Beispiel bildeten die Eröffnungsfeierlichkeiten im Oktober 1955, zu denen Gropius<br />

eingeflogen worden war. Die Organisatoren boten Gropius schon im Vorfeld der eigentlichen<br />

Feier die Möglichkeit, in mehreren Vorträgen seine eigene Gestaltungsauffassung<br />

darzulegen. Durch die Anwesenheit des legendären Bauhaus-Grü nders avancierte<br />

die Einweihung der Hochschulgebäude zu einem internationalen Medienereignis,<br />

403<br />

404<br />

Aicher, Otl: Ansprache zur Ausstellungseröffnung am 11.05.1964 in Mü nchen. Typoskript.<br />

[Kleinschrift, BHA]<br />

Ebenda.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!