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208<br />

Berü cksichtigt man die bis hierher aufgeworfenen Fakten, so reduziert sich der Unterschied<br />

zwischen dem Dessauer Bauhaus und der HfG bezü glich der Kunst auf die<br />

fehlende Existenz von Malklassen in Ulm, sieht man einmal von der Berü hmtheit der in<br />

Dessau tätigen Maler ab. Weder in Dessau noch in Ulm spielte die Kunst in der Definition<br />

des Ausbildungsziels eine Rolle. 632 Auch die „heimliche“ Beschäftigung mit der<br />

Malerei erfolgte hier wie dort unter ähnlichen Umständen. Grundsätzlich konnte es<br />

nicht vermieden werden, daßdie kreativen Studenten ihre Energien auch zur<br />

Kunstproduktion einsetzten, anstatt sich ausschließlich der Produktgestaltung zu widmen.<br />

Am Bauhaus wurden diese Wü nsche noch unbekü mmert ausgelebt. An der HfG<br />

Ulm vermied man jeglichen Geruch eines kü nstlerischen Ästhetizismus, der im Widerspruch<br />

zu der Forderung nach rational nachvollziehbaren und wissenschaftlich fundierten<br />

Entwurfsmethoden gestanden hätte.<br />

5.4.2. Die Lehrer Friedrich Vordemberge-Gildewart und Walter Zeischegg<br />

Friedrich Vordemberge-Gildewart wurde von Bill 1954 nach Ulm berufen. Mit seinen<br />

damals 55 Jahren war er nicht nur erheblich älter als die meisten anderen Lehrkräfte,<br />

sondern er hatte bereits seit den zwanziger und dreißiger Jahren umfangreiche Erfahrungen<br />

als Grafiker und Kü nstler gesammelt. Von den Nationalsozialisten als „entartet“<br />

verfemt, war er 1938 nach Holland emigriert. 633 Somit paßte er perfekt in das<br />

antifaschistische Konzept der Ulmer Hochschule. Zudem stand er aufgrund seiner der<br />

Neuen Typografie zuzurechnenden Arbeiten sowie seiner Kontakte zu van Doesburg<br />

und Schwitters dem Bauhaus nahe, was ihn in den Augen sowohl von Bill als auch von<br />

Aicher-Scholl zum idealen Lehrer fü r die HfG machte.<br />

Bis zu seinem Tod im Jahre 1962 unterrichtete Vordemberge-Gildewart in der Abteilung<br />

Visuelle Kommunikation und war ü berdies nach Bills Rü cktritt wiederholt Mitglied<br />

632<br />

633<br />

Im Vergleich zu zahlreichen kü nstlerisch tätigen Bauhäuslern sind mir nur zwei HfG-Studenten<br />

bekannt, die sich nach ihrer Ulmer Zeit vorwiegend der freien Kunst verschrieben:<br />

Almir Mavignier beschäftigte sich international erfolgreich mit Grafik und Malerei und war<br />

ab 1965 als Professor an der Hamburger Hochschule fü r Bildende Kü nste tätig. Vgl. Institut<br />

fü r Auslandsbeziehungen (Hrsg.): Grafik der sechziger Jahre. Bundesrepublik Deutschland.<br />

Stuttgart, 1987, S. 114. – Rolf Schröter erstellte bereits während seines Studiums Fotogramme<br />

und arbeitete später mit Kü nstlern der Gruppe ZERO zusammen. Vgl. Koenig,<br />

Thilo: Kein Thema an der HfG? Fotografie und Kunst. In: Archiv der Hochschule fü r Gestaltung<br />

(Hrsg.): Objekt + Objektiv = Objektivität? Ausstellungskatalog Ulm, Ulm, 1991,<br />

S. 112-113.<br />

Vgl. zur Vita Vordemberge-Gildewarts „Typographie kann unter Umständen Kunst sein.“<br />

Vordemberge-Gildewart. Typografie und Werbegestaltung. Ausstellungskatalog Wiesbaden<br />

u.a., 1990.

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