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werden sollten. Auf diese Weise gelangte man zu einem neuen, elementaren Systembegriff.<br />

Als Verläufer hinsichtlich der farblichen Unterscheidung von Flächen und Kanten ist ein<br />

Möbelsystem zu nennen, das Gropius selbst Ende der zwanziger Jahre fü r die Firma<br />

Feder entworfen hatte. (Abb. 66) Hierbei handelte es sich um unterschiedlich dimensionierte<br />

Schrank- und Regalteile, die je nach Bedarf zu Schlaf-, Wohn- oder Arbeitszimmermöbeln<br />

zusammengesetzt werden konnten. Obgleich Gropius noch weit von<br />

einem einheitlichen Maßsystem entfernt war, begann doch hier die Entwicklung von<br />

Möbelprogrammen, die ungeachtet ihrer späteren Nutzung frei kombinierbar waren und<br />

somit durchgängig fü r komplette Wohnungseinrichtungen genutzt werden konnten. 602<br />

Durch die materialbedingten Kontraste zwischen Rahmen und Fü llungen wurden die<br />

unterschiedlichen Module optisch stark hervorgehoben, wodurch der Aspekt ihrer<br />

Kombinierbarkeit besonders betont wurde. Die allen gemeinsame Oberfläche der furnierten<br />

Tü ren bildete das verbindende Gestaltungsmittel. (Abb. 67)<br />

Eine Negation spezieller Möbelformen fü r unterschiedliche Aufgaben, wie beispielsweise<br />

Kleiderschränke oder Geschirrschränke, wie es bei Gugelot auf die Spitze getrieben<br />

wurde, kann bei den Bauhaus-Möbeln allerdings nicht festgestellt werden. Bis<br />

1928 wurde vor allem an der Entwicklung von Typenmöbeln gearbeitet, die Flexibilität<br />

und Wirtschaftlichkeit gleichermaßen gewährleisten sollten. Doch obgleich beispielsweise<br />

Schränke auf ihre individuelle Kombinationsfähigkeit und schrittweise Erweiterbarkeit<br />

hin ausgelegt waren, war ihre Gestalt immer noch, wenn auch in reduzierter<br />

Form, von den gebräuchlichen Möbelformen der damaligen Zeit abgeleitet. Allerdings<br />

waren ihre Abmaße den Entwicklungen im Massenwohnungsbau entsprechend kleiner<br />

dimensioniert. Unter Meyer wandelte sich das Verständnis, und es wurden wieder vermehrt<br />

Einzelmöbel aus einfachen Materialien, wie z.B. Sperrholz, geschaffen, die allerdings<br />

zerlegbar und einfach zusammenzubauen sein sollten, damit die Kosten so gering<br />

wie möglich gehalten werden konnten.<br />

Im Gegensatz zu der noch am Bauhaus gebräuchlichen Methode, den Kasten als<br />

Grundmodul zu verwenden, ging Gugelot von einem Brett aus. Damit war die Zersplitterung<br />

in Einzelteile, wie sie in den zwanziger Jahren begonnen hatte, so weit gediehen,<br />

daßvon den Einzelelementen kein fest definiertes Endprodukt abzuleiten war.<br />

Darü ber hinaus zeigte sich hier auch das erweiterte Systemverständnis der Ulmer<br />

Hochschule, das nicht nur die Koordinierung der Einzelelemente des Möbels forderte.<br />

602<br />

Vgl. Nerdinger, Winfried: Walter Gropius. Ausstellungskatalog Cambridge/Berlin, 1985,<br />

S. 303.

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