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65<br />

Durch die Ü berarbeitungen in den sechziger Jahren bekamen vor allem die Gegenstände<br />

einen gänzlich anderen Charakter. Durch die Retuschen wurden die Sachfotografien<br />

zu Objekt-Fotografien. Gebrauchsgegenstände, deren Benutzungsmerkmale<br />

ebenso grü ndlich entfernt wurden wie alle die räumliche Situation klärenden Bezü ge,<br />

erschienen dem Betrachter nunmehr vollkommen entrü ckt. Die Abbildungen machten<br />

nicht auf den täglichen Gebrauch der einzelnen Dinge neugierig, sondern ließen sie<br />

edel und einzigartig erscheinen. Mittels einer bewusst eingesetzten Fotografie inklusive<br />

aller technischer Möglichkeiten, wie der Retusche, wurde der gestaltete Gebrauchsgegenstand<br />

vor allem in seiner ästhetischen Bedeutung aufgewertet. Insofern manifestierte<br />

sich in der Produktfotografie bis weit in die sechziger Jahre hinein der erzieherische<br />

Anspruch der Nachkriegszeit, wie er auch in der Propagierung der „guten<br />

Form“ zum Tragen gekommen war. Auf diese Weise legte das alltägliche Verfahren der<br />

Fotobearbeitung bei Druckerzeugnissen in den späten fü nfziger Jahren den Blickwinkel<br />

auf die Erzeugnisse des Bauhauses ü ber Jahrzehnte hinweg fest und verbreitete ihn.<br />

Ob nun gewollt oder billigend in Kauf genommen: die retuschierten Fotografien bewirkten<br />

gleichzeitig auch eine Entfernung des Objekts vom Betrachter. Die Objekte existierten<br />

lediglich innerhalb eines Imaginationsraumes, aber nicht in der Realität des Alltags.<br />

Der Aspekt des Funktionierens der einzelnen Gegenstände und der Architektur wurde<br />

in den Hintergrund und stattdessen ihr Rang als „Meilensteine“ der Designentwicklung<br />

in den Vordergrund gestellt. Jedem einzelnen Bauhaus-Erzeugnis wurde damit die Bedeutung<br />

eines einmaligen und zeitlosen Kunstobjektes zugemessen.<br />

4.2.2. Rezensionen<br />

Winglers Monografie wurde in der Bundesrepublik mit großem Interesse aufgenommen.<br />

Die Rezensionen spiegelten das Bedü rfnis nach objektiven Informationen ü ber<br />

das Bauhaus wider, wenn sie sich auch durch unterschiedliche Herangehensweisen<br />

auszeichneten. Entweder stand das Bauhaus als historisches Institut im Vordergrund,<br />

dessen Bedeutung anläßlich der eher nebensächlich behandelten Publikation bewertet<br />

wurde, oder die inhaltliche Qualität der Publikation war Gegenstand der Betrachtungen<br />

und Anlaßder Kritik.<br />

Der Spiegel nahm die <strong>Dokument</strong>ation Winglers zum Anlaß, eine ausfü hrliche Ü bersicht<br />

zum Bauhaus zu geben, das wie kein anderes Institut „in diesem Jahrhundert Stilgeschichte<br />

gemacht hat und von Legenden verklärt worden ist.“ 201 Unausgesprochen<br />

201<br />

Bauhaus. Einst gen Himmel. In: Der Spiegel (Hamburg), 1963, Nr. 46, S. 106.

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