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indem er auf weißem Grund 40 % rote Quadrate, 40 % blaue, 10 % orange und 10 %<br />

grü ne Quadrate verteilte. (Abb. 85) Und 1961 stellte er die „Zufällige Verteilung von<br />

40000 Quadraten den geraden und ungeraden Zahlen des Telefonbuchs folgend“ dar.<br />

(Abb. 86) Die Werke stehen unter der Spannung, die sich daraus ergibt, daßsie zwar<br />

auf den Gesetzen des Zufalls basieren, die zugrundeliegenden Entscheidungen beispielsweise<br />

ü ber Format oder Farbwahl jedoch vom Kü nstler bewußt getroffen werden.<br />

Daraus ergibt sich eine objektive Gestaltung unter subjektiven Prämissen, deren Paradigma<br />

gleichermaßen fü r die bildende Kunst wie fü r die Formgestaltung gü ltig sind.<br />

Vor allem im Ulmer Elementarunterricht bedienten sich die Dozenten fü r ihre Aufgabenstellungen<br />

bei der Mathematik, darstellenden Geometrie, Kombinatorik und vor<br />

allem der Topologie inklusive der unorientierbaren Körper und Flächen, Formtransformationen<br />

oder des Möbius’schen Bandes.<br />

Die formalen Ähnlichkeiten z.B. zwischen den Ü bungen des Grundkurses, welche unorientierbare<br />

Flächen behandelten, und Skulpturen von Bill sind unü bersehbar. (Abb.<br />

48 u. 87) Während jedoch fü r Bill vor allem Material und Oberflächenbehandlung eine<br />

wesentliche Bedeutung hatten, stand bei den Studentenarbeiten die bloße Visualisierung<br />

eines Phänomens im Vordergrund. Um den Versuchscharakter der Ü bungsergebnisse<br />

zu unterstreichen und so Mißverständnissen vorzubeugen, wurden auf Ausstellungen<br />

beispielsweise dreidimensionale Objekte stets nur fotografisch wiedergegeben.<br />

Darü ber hinaus dienten viele theoretische Ü bungen des Elementarunterrichtes als<br />

Grundlage fü r spätere Entwurfsarbeiten. Beispielsweise entwarfen im Studienjahr<br />

1965/66 mehrere Studenten des 3. Studienjahrs unter der Leitung von Zeischegg ein<br />

Straßenbeleuchtungssystem, das auf der Grundlage von weichen Formtransformationen<br />

einen organischen Eindruck schafft und an ein modifiziertes Kleeblatt erinnert.<br />

(Abb. 88) Im gleichen Zusammenhang ist die Kinderwippe zu sehen, die als praktischer<br />

Teil der Diplomarbeit von Peter Hofmeister entstand. Die dazu gehörige theoretische<br />

Untersuchung handelte von der „Umwandlung regulärer Polyeder in Körper mit gekrü<br />

mmten Flächen.“ 654 Die Schaukel erinnert trotz des mathematischen Entwurfsverfahrens<br />

stark an gewachsene biomorphe Strukturen von Knochen oder ähnlichem. Die<br />

beiden Sitzschalen an den Enden der Wippe lassen an Beckenknochen denken. (Abb.<br />

89) Einerseits wird an diesem Beispiel die Tendenz deutlich, auch organisch anmutende<br />

Formen auf mathematische Grundlagen zu stellen. Andererseits ist es ein Beleg<br />

654<br />

Zitiert nach Seeling, 1985, S. 637.

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