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170<br />

das Aufgabengebiet der Industrie. 516 Angesichts unzähliger neuartiger und vielseitig<br />

einsetzbarer Kunststoffe war darü ber hinaus in den fü nfziger Jahren die Forderung<br />

nach Materialgerechtigkeit nicht mehr maßgeblich. Dementsprechend beschränkte sich<br />

auch der handwerkliche Anspruch an die studentischen Arbeiten nur auf das fü r die<br />

Modellherstellung notwendige Maß. 517<br />

Aus Bills Berufsauffassung ergaben sich automatisch die Unterschiede zur Ausbildung<br />

am Bauhaus. Anfang der zwanziger Jahre hatte man den Beruf des Gestalters vor dem<br />

Hintergrund des kü nstlerisch begabten Handwerkers gesehen, dessen Aufgaben im<br />

Zuge der fortschreitenden seriellen Fertigung von Gebrauchsgü tern zunehmend von<br />

der Industrie ü bernommen wurden. Eine besondere Kompetenz in Hinblick auf die<br />

Werkstoffe und ihre Anwendungsmöglichkeiten sollte mit Hilfe von Material- und Materiestudien<br />

entwickelt werden. Alle Entwü rfe waren demnach nicht nur bezü glich ihrer<br />

Funktionen, sondern auch ihrer materiellen Beschaffenheit determiniert, die einen wesentlichen<br />

Aspekt ihrer Qualität ausmachte. Die äußere Gestalt der so konzipierten<br />

Gegenstände basierte auf der individuellen Kreativität des Entwerfers, der häufig seine<br />

Werkstatt aufgrund einer besonderen Affinität zu einem Werkstoff ausgewählt hatte.<br />

Gleichzeitig wurde versucht, den Bedü rfnissen eines industriellen Auftraggebers zu<br />

entsprechen und somit von vornherein fertigungstechnische Schwierigkeiten auszuschließen.<br />

Bei oberflächlicher Betrachtung war zwar die Organisation der Ausbildung mit ihrer<br />

Unterteilung in ästhetische Vorlehre und praktische Abteilungs- bzw. Werkstattarbeit an<br />

HfG und Bauhaus vergleichbar. Allerdings zeigt eine Untersuchung von Bills pädagogischen<br />

Methoden und seiner Vorstellungen vom Berufsbild des Gestalters, daßinsgesamt<br />

betrachtet die Unterschiede ü berwogen. Bills Auffassung von der Gestaltung<br />

als kü nstlerische Disziplin war zwar der Tradition verpflichtet, so daßer sich auf ein<br />

ästhetisches Training konzentrierte. Damit intendierte er jedoch keinesfalls eine Anknü<br />

pfung an das Weimarer Bauhaus und an Gropius’ Forderung von „Kunst und Technik<br />

– eine neue Einheit“. Eine solche Interpretation, wie zum Beispiel jü ngst von Rainer<br />

K. Wick vertreten, 518 halte ich fü r verfehlt, da meines Erachtens bereits die Motivationen<br />

von Bill und Gropius vollkommen unterschiedlich gelagert waren. Wenn Gropius<br />

516<br />

517<br />

518<br />

Ebenda, S. 560.<br />

Nichtsdestotrotz wurde auf perfekte handwerkliche Umsetzung von Entwü rfen durch die<br />

Studenten Wert gelegt, wovon nicht zuletzt auch die hochwertigen Arbeitsresultate aus der<br />

Werkstattarbeit zeugen.<br />

Vgl. Wick, 1999.

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