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34<br />

In der Presse wurde das arg herunter gekommene Bauhausgebäude als Manifestation<br />

der bisherigen offiziellen Ignoranz der DDR gegenü ber der Bedeutung des Bauhauses<br />

betrachtet. Dementsprechend erfreut wurden 1965 Nachrichten ü ber angeblich bevorstehende<br />

Renovierungsmaßnahmen aufgegriffen. Jedoch waren die Formulierungen in<br />

den Berichten häufig so schwammig, daßnicht deutlich wurde, ob mit dem Begriff<br />

„Bauhaus“ das Institut selbst oder lediglich das Gebäude gemeint war. Man erhoffte<br />

sich offenbar von der Renovierung des Gebäudes auch eine Wiederherstellung der<br />

Institution.<br />

„Die Zonen-Kommunisten bekennen sich also wieder zum Bauhaus, nachdem<br />

sie diese Schule jahrelang als ‚historischen Irrtum’ diffamiert haben.“ 100<br />

Auf jeden Fall wurde mit der Renovierung der Architektur auch eine Rehabilitation der<br />

Bauhaus-Konzeption erwartet, denn schließlich betrachtete man das Gebäude als Ausdruck<br />

einer fortschrittlichen, am Bauhaus entwickelten Baugesinnung:<br />

„Aber was einst eine Sensation in Kunst, Bauweise und Weltanschauung war,<br />

ist heute ein braves Haus mit Mauern und Fenstern statt Glas und Metallschienen.“<br />

101<br />

Hoffnungsvoll wurde die Aufnahme von Renovierungsarbeiten am Bauhausgebäude in<br />

Dessau sogar als Zeichen dafü r gewertet, daßsich die DDR von den Vorgaben des<br />

Bruderlandes Sowjetunion emanzipieren wü rde. 102<br />

Der Grund fü r derartige Ü berbewertungen lag in der forcierten ideologischen Vereinnahmung<br />

des Bauhauses, dem als Inbegriff einer freiheitlich-demokratischen Weltanschauung<br />

weitreichende Möglichkeiten beigemessen wurden. Schließlich wurde auch<br />

im Westen mit dem Bauhaus Propaganda betrieben, was an einem Artikel aus dem<br />

Jahr 1961 ersichtlich wird, in dem der Autor seine Vorstellungen ü ber die den Bauhaus-Ideen<br />

innewohnenden Kräfte äußerte. Da die Idee des Bauhauses in Amerika<br />

durch emigrierte Bauhäusler habe ü berleben können und diese Ideen nach dem Krieg<br />

in die Bundesrepublik zurü ckgekehrt seien, seien die Menschen wieder an die interna-<br />

100<br />

101<br />

102<br />

Raguhn, Robert: Sowjet-Zone rehabilitiert und restauriert das Bauhaus. In: Der Tagesspiegel<br />

(Berlin), 05.01.1963. – Vgl. dazu auch: So sieht das Dessauer Bauhaus heute aus. In:<br />

Kölner Stadtanzeiger (Köln), 28.12.1962; Bauhaus-Gebäude verfällt. In: Die Welt (Hamburg),<br />

25.04.1963. – Zur Renovierung des Bauhausgebäudes finden sich in zahlreichen<br />

bundesdeutschen Tageszeitungen um den 23.02.1965 Notizen, die wahrscheinlich alle auf<br />

derselben offiziellen Verlautbarung beruhen.<br />

Vom alten Bauhaus zum „progressiven“ Sowjetstil. Dessau ist heute kaum wiederzuerkennen.<br />

In: Berliner Morgenpost (Berlin), 12.10.1966.<br />

Vgl. Fitch, James Marston: Besuch in Utopia. In: Der Monat (Weinheim/Berlin), 19, 1967,<br />

Nr. 222, S. 61: „Daßdieses ü briggebliebene Wahrzeichen deutscher bü rgerlicher Gesellschaft<br />

[d.h. das Bauhausgebäude], das ein wahres Symbol fü r alle die Widersprü che in der<br />

Weimarer Republik darstellt, in dem doktrinärsten aller osteuropäischen Länder wiederhergestellt<br />

werden soll, ist meines Erachtens sehr bedeutsam.“

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