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112<br />

darauf schließen, daßBill sich all seiner strategischen und taktischen Fähigkeiten bediente,<br />

um seine Interessen durchzusetzen.<br />

Doch auch beim Programm des Institute of Design waren es nicht nur inhaltliche<br />

Zweifel, die Bill von einer allzu nahen Anlehnung abhielten. Angesichts der allgemeinen<br />

politischen Stimmung im Lande wäre es ungeschickt gewesen, sich explizit auf<br />

das amerikanische New Bauhaus zurü ckzubeziehen, denn die Einrichtung einer von<br />

den Amerikanern geförderten Hochschule mit einem aus Chicago ü bernommenen<br />

Lehrplan wäre in Deutschland sicherlich als kulturelle Siegerpolitik aufgefaßt worden.<br />

Schließlich war man damals auf der Suche nach der eigenen kulturellen Identität, so<br />

daßdas „Ur-Institut“ der Weimarer Republik besser als Zugpferd geeignet war. Als<br />

ehemaliger Bauhaus-Schü ler stellte Bill die geeignete Verbindung in die Vergangenheit<br />

dar, was seine Position in Ulm enorm stärkte. Darü ber hinaus verstand er es geschickt,<br />

sich mit der Konzentration auf Produktgestaltung und Architektur unentbehrlich fü r das<br />

Projekt zu machen, da er als einziger unter den Initiatoren auf diesen Gebieten bereits<br />

praktisch gearbeitet hatte. Zudem konnte er auf Erfahrungen in der Lehrtätigkeit zurü<br />

ckblicken. 347 Schon aufgrund seines jü ngeren Alters konnte Aicher, der von 1941 bis<br />

1945 im Krieg gewesen war, in Bezug auf praktische Tätigkeiten nicht mit dem 14<br />

Jahre älteren Bill konkurrieren. Zwar hatte er nach seinem Studium an der Mü nchner<br />

Akademie der bildenden Kü nste fü r die Ulmer Volkshochschule Plakate entworfen, war<br />

pädagogisch jedoch unerfahren und verfü gte nicht annähernd ü ber Bills internationale<br />

Beziehungen. Da Scholl und Aicher während ihrer Arbeit an der Ulmer Volkshochschule<br />

vornehmlich Kontakte zu Publizisten und Philosophen geknü pft hatten, konnte<br />

Bill sicher sein, daßes keine Alternative zu seiner Person gab.<br />

1952 wurde das erste offizielle Programm der HfG gedruckt, das inhaltlich im wesentlichen<br />

bis 1957 gü ltig blieb. Direkt nach Nennung der Geschwister-Scholl-Stiftung als<br />

Hochschulträger wurde auf das historische Vorgängerinstitut verwiesen:<br />

„Die Schule ist die Weiterfü hrung des ‚Bauhaus’ (Weimar – Dessau – Berlin).<br />

Neu hinzu kommen jene Aufgabengebiete, denen vor 20 bis 30 Jahren im<br />

Rahmen der Gestaltung noch nicht die heutige Bedeutung beigemessen<br />

wurde.“ 348<br />

Der explizite Rü ckbezug bestand in der Ü bernahme der fü r alle Studierenden obligatorischen<br />

einjährigen Grundlehre. Als Ausbildungsabteilungen wurden Information, Visuelle<br />

Gestaltung, Produktform, Architektur, Stadtbau und Allgemeinbildung genannt,<br />

347<br />

348<br />

1944/45 hatte er einen Lehrauftrag fü r Formlehre an der Kunstgewerbeschule Zü rich, 1948<br />

hielt er Gastvorlesungen in der Architekturfakultät an der TH Darmstadt. Vgl. Max Bill. Ausstellungskatalog<br />

Ulm, 1956, S. 69.<br />

Programm der Hochschule fü r Gestaltung 1952; zitiert nach Frei, 1991, S. 281.

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