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dessen Berichterstatter sich ganz auf den deutschstämmigen Architekten konzentrierten.<br />

Gerade die Legitimation durch Gropius gab letztlich den Ausschlag fü r die uneingeschränkte<br />

öffentliche Anerkennung der neuen Hochschule fü r Gestaltung.<br />

Dieser Effekt war bereits in der Konzeptionsphase der HfG durch die erwähnten informativen<br />

Artikel Bills vorbereitet worden. Aus der wiederholten Verknü pfung der Begriffe<br />

„Bauhaus“ und „Hochschule fü r Gestaltung“ vor allem in den Ü berschriften hatte sich<br />

eine gewisse Stringenz ergeben. Diese Traditionslinie betonte die Hochschule auch<br />

weiterhin vor allem in Zeiten der Existenzbedrohung.<br />

In diesem Kontext steht auch Maldonados bereits mehrfach angesprochener Artikel Ist<br />

das Bauhaus aktuell?, in dem er 1963 provokant die Frage nach der Aktualität des<br />

Bauhauses aufwarf. 405 Sein Beitrag rezensierte nicht nur Winglers Bauhaus-Monografie,<br />

sondern wollte in einer schwierigen, wenn nicht existenzbedrohenden Lage mit<br />

dem Bauhaus um Sympathie fü r die HfG werben. Indem Maldonado an das Schicksal<br />

des durch die Nationalsozialisten verfolgten Bauhauses erinnerte, versuchte er, eine<br />

Art „Unantastbarkeitsregel“ fü r innovative Hochschulen, i.e. die HfG aufzustellen.<br />

„Darin, daßwir glaubten, das Nachkriegsdeutschland wü rde sich bald fü r eine<br />

offene nach vorn gerichtete Kultur entscheiden, haben wir uns getäuscht. Die<br />

in den vergangenen Monaten gegen die HfG gestartete Diffamierungskampagne<br />

beweist das zur Genü ge. Leider mü ssen wir feststellen: jene Kräfte, die in<br />

den 20er Jahren das Bauhaus bekämpften bis zu seiner völligen Aufhebung<br />

(und das sind nicht allein die Nazis gewesen!) erscheinen wieder auf der<br />

Bü hne. [...] Leicht erkennt man sie: die gleiche Intoleranz des ü berheblichen<br />

Philisters, der schnell bereit ist, das als vogelfrei zu brandmarken, was jenseits<br />

seines Zaunes liegt. [...] Das gleiche aggressive Mißtrauen gegen alles, was<br />

den schmalen Horizont seiner nationalen, regionalen oder einfach lokalen<br />

Tradition ü bersteigt.“ 406<br />

Der Versuch Maldonados, dem Existenzdruck der harschen Kritik, auf die im folgenden<br />

noch einzugehen ist, zu entkommen und sich durch einen Konterangriff zu verteidigen,<br />

verdeutlichte die bedrohliche Lage. Während es bislang genü gt hatte, durch Aufzeigen<br />

der Traditionskette um Sympathie zu werben, wurde nun das Schicksal des Bauhauses<br />

vereinnahmt und auf die eigene Situation ü bertragen. Durch die zum Großteil ungerechtfertigte<br />

Klage, die Kritik an der HfG sei aus dem gleichen Geist geboren wie die<br />

Verunglimpfungen der Nationalsozialisten, sollte der Eindruck erweckt werden, eine frei<br />

arbeitende HfG sei ein Indikator fü r eine demokratische Gesellschaft. Nur so sei die<br />

Chance gegeben, daßdie HfG in Zukunft eine potentiell vergleichbare Bedeutung wie<br />

das Bauhaus erlangen könne. Allerdings verhallte Maldonados Klage ü ber das kultu-<br />

131<br />

405<br />

406<br />

Maldonado, 1963.<br />

Ebenda, S. 6 f.

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