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Institut der Weimarer Republik hauptsächlich von seinen Kü nstler-Persönlichkeiten<br />

geprägt war. Wurden trotzdem Parallelen zum Bauhaus gesucht, so war eine Auseinandersetzung<br />

mit dem theoretischen Ü berbau des Bauhauses notwendig, anstatt rein<br />

äußerliche Vergleiche anzustellen.<br />

Die wohl systematischste und auch unbefangenste Darstellung der Struktur der HfG<br />

wurde 1957 mit dem Radioessay Die Zukunft des Bauhausgedankens von Helmut<br />

Heißenbü ttel gesendet. 453 Hellsichtig hatte der Verfasser das Dilemma der HfG erkannt:<br />

„Mit Bill, dem frü heren Bauhausschü ler, begann das, was im organisatorischen<br />

Aufbau und im Lehrplan der Schule bis heute das eigentliche Kreuz der<br />

Schule ausmacht: Die Anlehnung an das Bauhaus [...] einerseits und die als<br />

notwendig empfundene Ablehnung der Bauhauskonzeption andererseits.“ 454<br />

Als Basis fü r einen Vergleich mit der HfG zählte der Autor mit einem nü chternen Blick<br />

die fü r ihn relevanten Wesensmerkmale des Bauhauses auf.<br />

„Im Drang zur total industriell bewirkten Einrichtung modernen Lebens erwies<br />

sich die Einheit des Baus als ein zufälliger Ausschnitt. Die Einheit mußte sich<br />

in bestimmte einzelne Sparten aufteilen oder auf neue, ursprü nglich nicht eingeschlossene<br />

Gebiete ausgedehnt werden. Die Abspaltung bestimmter einzelner<br />

Sparten zeigte sich vor allem in der Entwicklung eines neuen Berufs,<br />

der, unter wesentlichem Einflußder Bauhauslehre, vor allem in Amerika entstand,<br />

dem des Designers oder Produktformers oder Gestaltplaners.“ 455<br />

143<br />

Unter diesem Anspruch sei auch die Ulmer Hochschule angetreten. Zwar habe die HfG<br />

vom Bauhaus die Unterteilung in Grundlehre und einzelnen Fächer sowie seine dezidiert<br />

antikonventionelle, progressive Haltung ü bernommen. Die in den zwanziger Jahren<br />

vorherrschende Einschätzung der Kunst als maßgebliches Moment im gestalterischen<br />

Prozeßwurde jedoch stets abgelehnt. Die an der HfG propagierte rationale<br />

Haltung zur Gestaltung habe allerdings im Widerspruch zu Bills eigener Entwurfspraxis<br />

gestanden, in der er aus einem „kü nstlerischen Impuls“ heraus Alltagsgegenstände<br />

schaffen wollte, die der Natur qualitativ und ideell gleichwertig sein sollten. 456 Doch<br />

gerade in diesem Punkt hätte die Chance der HfG liegen können, die „bei einer konsequenten<br />

Durchfü hrung der Billschen Vorstellungen zu einer Kunstschule neuen Typs<br />

geworden wäre.“ 457 Stattdessen wurde der Lehrplan in Ulm bis zur Beliebigkeit erwei-<br />

453<br />

454<br />

455<br />

456<br />

457<br />

Vgl. dazu Heißenbü ttel, Helmut: Zur Struktur einer neuen Hochschule. In: Schwäbische<br />

Donauzeitung (Ulm), 26.10.1957, S. 11. – Heißenbü ttel gibt in gestraffter Form den Inhalt<br />

seines Radiobeitrags wieder.<br />

Heißenbü ttel, 1957.<br />

Ebenda.<br />

Vgl. ebenda.<br />

Ebenda.

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