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Das grundsätzliche Problem der zeitgenössischen Kritik lag darin, daßdas Bauhaus<br />

als Schule hauptsächlich mit Malerei, allenfalls noch mit Architektur in Verbindung<br />

gebracht wurde. Diese Assoziationen wurden auf die Ulmer Hochschule ü bertragen,<br />

deren Arbeitsresultate folgerichtig nicht die an sie gestellten Erwartungen erfü llten. Die<br />

hochfliegenden Hoffnungen, wie sie in der Anfangszeit durch die Presse geweckt wurden,<br />

mußten zwangsläufig enttäuscht werden, solange man nicht bereit war, der Hochschule<br />

eine eigenständige Entwicklung zuzugestehen.<br />

5.2.3. Darstellungen versus Vorstellungen<br />

Die Selbstdarstellung der Hochschule fü r Gestaltung und die zeitgenössische Kritik<br />

standen in enger Beziehung zueinander. Erst durch die massiv betriebene Ö ffentlichkeitsarbeit<br />

in den Grü ndungsjahren, in der das Bauhaus die wichtigste Rolle einnahm,<br />

wurde die Presse auf eine Verbindung zwischen beiden Hochschulen aufmerksam<br />

gemacht. Durch die perfekt inszenierten Einweihungsfeierlichkeiten hatte die HfG als<br />

Bauhaus-Nachfolgeinstitution einen derart spektakulären Einstand gegeben, daßsich<br />

die Kritik vornehmlich mit dem „Wie“ und kaum mit dem „Ob“ auseinandersetzte. Erst<br />

nach dem Ausscheiden von Bill tauchten Fragen auf, inwieweit die Arbeitsweise der<br />

HfG mit der des Bauhauses zu vergleichen war.<br />

Hätte die Ulmer Hochschule nach ihrer konzeptionellen Neuorientierung den Begriff<br />

Bauhaus konsequent aus ihrem Sprachgebrauch verbannt, wäre der anfängliche<br />

Rü ckgriff auf die historische Institution vielleicht im Laufe der Zeit in den Hintergrund<br />

getreten und von der Presse als abgeschlossene Episode innerhalb der Hochschulgeschichte<br />

akzeptiert worden. Stattdessen reagierten die Ulmer auf Angriffe, die den Verrat<br />

des Bauhauses beklagten, mit Gegendarstellungen, in denen sie sich detailliert mit<br />

den Vorwü rfen auseinandersetzten, wobei wiederum das an der Ulmer Hochschule<br />

vertretene Bauhaus-Verständnis thematisiert wurde. Auch wenn man sich dezidiert von<br />

einzelnen Methoden distanzierte, blieb die enge Verknü pfung zwischen Bauhaus und<br />

HfG bestehen, die um so fester hielt, als man eine beachtliche Kompetenz in diesen<br />

Fragen demonstrierte.<br />

Der direkte Vergleich beider Institutionen war aufgrund der großen Erwartungen von<br />

vornherein zu Ungunsten der HfG angelegt. Aus der wiederholten Beteuerung der<br />

Ulmer, ihre Arbeit könne auf lange Sicht die gleiche Bedeutung erringen wie die des<br />

Bauhauses, konnte geschlossen werden, daßman sich doch mit dem historischen<br />

Institut maß. Die öffentlichkeitsorientierten Rü ckgriffe auf das Bauhaus, wie sie zur Zeit<br />

der Schließung durch die Ulmer vermehrt erfolgten, stießen auf Unverständnis. Hier<br />

rächte sich die ü ber Jahre betriebene Inkonsequenz, die nun offenkundig wurde. Das

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