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setzt wurde. 267 Im Vorwort erläuterte der Archiv-Direktor seine Intention als Autor und<br />

Herausgeber, die Arbeit der Werkstatt gebü hrend zu wü rdigen. 268 Deshalb berü cksichtigte<br />

er alle Werke, die in der Druckerei des Bauhauses technisch verwirklicht worden<br />

waren. Einerseits wurden auf diese Weise Arbeiten von Meistern und Schü lern des<br />

Bauhauses ausgeschlossen, die in externen Werkstätten vervielfältigt worden waren.<br />

Andererseits zählte er aber auch alle Arbeiten von Kü nstlern dazu, die in den Mappenwerken<br />

europä ischer Künstler zusammengestellt worden waren, was er folgendermaßen<br />

begrü ndete:<br />

„Die ‚fremden’ Arbeiten der Bauhaus-Graphik zuzurechnen, ist legitim, denn<br />

mit der Annahme eines kü nstlerischen Entwurfs zum Druck ist wohl in jedem<br />

Fall auch eine ideelle Entscheidung getroffen worden – einen den geistigen<br />

Absichten des Bauhauses widersprechenden Druckauftrag hätte man nicht<br />

ausgefü hrt. Jedes Werkstatt-Produkt schließt etwas vom Wesentlichen des<br />

Bauhauses ein.“ 269<br />

Diese Argumentation ließjedoch außer Acht, daßes sich bei der Druckerei um eine<br />

der wenigen von vornherein als Produktivwerkstatt angelegten Werkstätten des Bauhauses<br />

handelte. Die daraus resultierenden ökonomischen Interessen negierte Wingler<br />

zugunsten eines ideellen Anspruchs, indem er Werke von Kirchner, Boccioni, Kokoschka,<br />

Schwitters und anderen zum Ausdruck der „geistigen Absichten“ des Bauhauses<br />

erklärte. Inwieweit diese Kü nstler diesen „Absichten“ tatsächlich entsprachen,<br />

ist fraglich, doch das freizü gige Zusammenfassen so unterschiedlicher Kü nstler unter<br />

dem Begriff „Bauhaus“ suggerierte fü nfzig Jahre später, daßdie gesamte Moderne des<br />

frü hen 20. Jahrhunderts kü nstlerisch gesehen quasi Vorläufer des Bauhauses gewesen<br />

sei. Durch die zusätzliche Akkumulation bedeutender Persönlichkeiten im Lehrkörper<br />

wurde das Bauhaus in einen Rang erhoben, der fortan unerreicht bleiben sollte, da<br />

das Institut nachträglich in einzigartiger Weise in die allgemeine Kunstszene eingebettet<br />

worden war.<br />

Ebenfalls 1965 wurden die ersten Bände der Neuen Bauhausbücher veröffentlicht.<br />

Diese Wiederaufnahme einer Reihe, die in den zwanziger Jahren von Gropius und<br />

Moholy-Nagy ins Leben gerufen worden war, ging auf Winglers Engagement zurü ck.<br />

Da das Archiv selbst nicht ü ber ausreichende Mittel fü r die Veröffentlichung verfü gte,<br />

85<br />

267<br />

268<br />

269<br />

Wingler zufolge waren Publikationen zu den einzelnen Mappenwerken, zu den Einzelblättern<br />

der Meister und Studierenden und zu Auftragsarbeiten sowie eine Faksimileausgabe<br />

der Postkarten geplant. – Vgl. Wingler, Hans M. (Hrsg.): Die Mappenwerke „Neue europäische<br />

Graphik“. Mainz/Berlin, 1965, S. 9.<br />

Ebenda.<br />

Ebenda.

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