Amazonien - ein Foto- und Lesebuch - Susanne Gerber-Barata

hochschwangere Braut und heiratsunwilliger
zukünftiger Schwiegersohn. Nein auch als
messerschwingender Vater der Braut, der gleich
den Priester mitgebracht hat. Das Bräutchen ist
perfekt besetzt und verkleidet. Spindeldürr und
hoch aufgeschossen geben ihr zwei Ballone, einer
vor den Bauch gebunden, der andere als kurviger
Hintern die nötige Glaubwürdigkeit.
Für lokalen Kontext sorgen der „Urubu Malando“,
der Nichtstuer-Aasgeier, verliebt in die „Garça
Namoradeira“ die flitterhafte Frau Reiher. Sie
tragen wunderbar zerzauste Federkleider, das
ihre entsprechend knapp bemessen, und
schnäblige Masken. Beide tanzen wie zwei
Wirbelwinde. Nur der „Curandeiro“, der Heiler
mit seinem furchterregenden Make-up und den
effektvollen Sprüngen stellt sie alle in den
Schatten. Aber da kommt sie schon, die
Lusitanische Kuh, die „Vaca Lusa“. Weiß, schwarz
gefleckt, an den gekrümmten Hörnern Glitter, die
Beine des Mannes, der sie trägt, von einem
schrillgrünen Volant mehr schlecht als recht
versteckt, vollführt sie ihre tollen Hüpfer, bis sie
dann vom Bauer, was für ein Unglück,
niedergestreckt wird. Die Frau des Bauers ist
schwanger und nichts gelüstet sie mehr als eine
frische Rinderzunge. Aber kaum ist ihr Tod
betrauert, kommt schon die wundersame
Rettung. Sie wird unter den anfeuernden Rufen
des Ansagers wiedererweckt und tanzt noch eine
lustige Runde, zusammen mit dem ganzen
Kinderreigen und den schwarzen Freundinnen,
auch sie Kühe, schwarz, weiß gescheckt.
Irgendwann, sehr viel später gilt es dann Abschied
zu nehmen. Aber das Jahr hat noch ein paar
andere Festlichkeiten auf Lager. Schon sieht man
sich wieder.
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