Amazonien - ein Foto- und Lesebuch - Susanne Gerber-Barata

Der verzauberte Wald
Verzauberten Wald, „Floresta Encantada“ haben
sie ihn getauft. Denn statt Vögel tummeln sich
Fische zwischen seinen Ästen und Wedeln und
zwischen seinen Kronen schneiden Ruderboote
lautlos die schattendunklen Wasserflächen,
gleiten über stehende Wasserspiegel, dringen in
endlos verzweigte Korridore ein.
Sticht man per Boot aus dem grellen
Sonnenschein übergangslos in die dunklen
Schatten des Igapó-Waldes ein, kann kaum einer
ein leises Prickeln, ein heimliches Erschauern
vermeiden. Was sich exotisch anhört, ist nichts
anderes als ein perfekt angepasstes Ökosystem,
das „Igapós“ genannt wird. Die Bäume würden
absterben, würden sie nicht in Jahresabständen
von den transparenten und damit nicht so
nährstoffreichen Wassern/ Flüssen geflutet.
Manche Bäume haben ihre Rinden mit Kork gegen
die Wasser isoliert, andere benutzen hoch
aufsteigende Luftwurzeln zum Atmen oder um
sich festzukrallen - die Wasser steigen und fallen
meterhoch. In der Trockenzeit kann man an den
Markierungen, die das Wasser an den Rinden
zurückgelassen hat, ablesen, bis wohin die Fluten
angestiegen sind und wieder ansteigen werden.
Auch die Schwämme, unscheinbar verkrustet,
sind ein Zeichen, dass die Natur hier unmögliches
möglich macht.
Sind die Wasser tief, legen sie, besonders an den
Flüssen Tapajós, Tocantins und Xingú traumhaft
weiße Sandstrände frei, die sich effektvoll gegen
die transparent grün-türkisklaren Wasser
abheben.
Kupferrot
Amazonien, ein Foto- und Lesebuch - Susanne Gerber-Barata 199