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Amazonien - ein Foto- und Lesebuch - Susanne Gerber-Barata

Foto- und Lesebuch über den brasilianischen Amazonas

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Fischreichtum, praktisch unbekannt<br />

Auch die amazonischen Fische, <strong>ein</strong> Reichtum<br />

sondergleichen, sind so gut wie unsichtbar. Man<br />

kann sie, leider, leider, nur auf dem Fischmarkt<br />

bew<strong>und</strong>ern. Leider, leider schon tot. Was ihrer<br />

Schönheit <strong>ein</strong>igen Abbruch tut, denn unter<br />

Wasser kommen all die aufgestellten, komplexen<br />

Flossengebilde, <strong>ein</strong>ige leicht wie Spinnweben, die<br />

schillernden Schuppen, die w<strong>und</strong>ersamen<br />

Körperformen <strong>und</strong> die w<strong>und</strong>erbaren Zeichnungen<br />

noch viel besser zur Geltung. Dass die amazonischen<br />

Fische international optisch mithalten<br />

können, zeigt sich in vielen Aquarien auf der<br />

ganzen Welt. In denen schwimmen „Peixes<br />

ornamentais“, Zierfische aus dem Amazonas. Sie<br />

stellen ihre strahlenden Farben, die unterschiedlichsten<br />

Zebrastreifen, die bunten Augen<br />

<strong>und</strong> dekorativen Zeichnungen effektvoll zur<br />

Schau.<br />

Ansonsten aber weiß man noch erstaunlich<br />

wenig. Die Wissenschaft ist sich nicht mal über die<br />

Zahl der Arten <strong>ein</strong>ig. Sprechen die <strong>ein</strong>en von<br />

unvorstellbaren 2.000 bis 3.000 Arten, gehen<br />

andere von der Schätzung von 5.000 aus. Es sollen<br />

1/5 aller bekannten Fische in der Amazonasregion<br />

leben, die große Mehrheit ist wenig oder gar nicht<br />

erforscht. Man kennt eigentlich nur die<br />

sensationellen Fische wie die „Piranhas“ oder der<br />

Elektrische Aal. Erstere sind zu Unrecht<br />

verschrien, denn von den 35 Arten, 17 davon<br />

leben im Amazonas, sind gerade nur 3 gefährlich<br />

kannibalisch <strong>und</strong> auch das nur unter extremen<br />

Umständen mit <strong>ein</strong>em aus dem Gleichgewicht<br />

gebrachten Umfeld oder in <strong>ein</strong>em Tümpel<br />

<strong>ein</strong>gekesselt vom Niederwasserstand.<br />

Bekannt sind auch die Speisefische. Es gibt so viele<br />

verschiedene davon, dass schon der schweizer<br />

Naturforscher Luiz Rodolphe Agassiz, er bereiste<br />

Brasilien in den Jahren 1817-1820 feststellte, dass<br />

man hier mehrere Jahre hinter<strong>ein</strong>ander jeden Tag<br />

<strong>ein</strong>en anderen Fisch essen könnte, ohne sich so<br />

schnell zu wiederholen. Leider ist aber das<br />

Gegenteil der Fall <strong>und</strong> der Konsum von Fisch<br />

beschränkt sich auf <strong>ein</strong> paar wenige Arten, die<br />

deshalb zum Teil schon in Gefahr sind, die<br />

Bestände überfischt, wie der riesige „Pirarucu“<br />

oder der gigantische „Filhote“. Letzterer wird<br />

zärtlich „Söhnchen“ genannt, denn nur über 60 kg<br />

wird er zum „Piraíba”. Der überaus leckere <strong>und</strong><br />

beliebte “Pirarucu” wird teilweise schon in<br />

Fischfarmen gezüchtet, was s<strong>ein</strong>e Art wohl vor<br />

dem Aussterben retten wird, genauso wie der<br />

fette „Tambaqui“. Letzterer kommt nur noch<br />

selten aus freier Wildbahn auf den Markt.<br />

Die Fische aus den amazonischen Gewässern sind<br />

nicht nur schön, sondern haben auch äußerst<br />

interessante Gewohnheiten. Da gibt es den<br />

„Aruanã“, auch „Macaco d‘ água“, Affe des<br />

Wassers, genannt. Eine Art Urfisch, schnellt er<br />

s<strong>ein</strong>en stromlinienförmigen athletischen Körper<br />

mit den riesigen Schuppen <strong>und</strong> dem weiten Maul<br />

kraftvoll mehr als <strong>ein</strong>en Meter aus dem Wasser,<br />

um s<strong>ein</strong>e Beute, <strong>ein</strong> Insekt oder so direkt vom<br />

Zweig zu erhaschen. Kurioserweise beschützt der<br />

männliche Fisch s<strong>ein</strong>e Brut damit, dass er ihnen<br />

in s<strong>ein</strong>em Maul Zuflucht gibt. Andere Fische wie<br />

der „Tucunaré“ sind bei Sportfischern genauso<br />

beliebt wie auf dem Teller. Den Sportfischern gilt<br />

der w<strong>und</strong>erschön farbig gezeichnete „Tucunaré“<br />

als ebenbürtiger Gegner. Er ist nicht nur<br />

imstande rückwärts zu schwimmen, sondern<br />

auch <strong>ein</strong> unermüdlicher Kämpfer, der nicht so<br />

schnell aufgibt. Eine ganz anders Seite enthüllt<br />

er, wenn es um s<strong>ein</strong>e Jungen geht. Für die baut<br />

er zusammen mit s<strong>ein</strong>er Partnerin zwischen<br />

Wurzeln <strong>und</strong> Ästen <strong>ein</strong> Nest, wo er s<strong>ein</strong>en<br />

Nachwuchs drei Monate lang beschützt.<br />

Manche Fische nehmen riesenlange Migrationen<br />

auf sich, um sich genau da zu reproduzieren, wo<br />

sie selber geboren wurden <strong>und</strong> andere sind im<br />

Salzwasser der Meere genauso zu Hause wie im<br />

Süßwasser der amazonischen Flüsse. Andere sind<br />

schuppenlos, sogenannte „Peixes de Couro“,<br />

Fische mit Lederhaut, viele mit extrem schöner<br />

Zeichnung wie der „Surubim“. Auch sie könnten<br />

riesig werden, wie der „Filhote“, aber auch ihre<br />

Bestände sind überfischt. Andere, kl<strong>ein</strong> <strong>und</strong><br />

dekorativ, haben den Magen voller Sand, den sie<br />

fressen, um sich von den darin enthaltenen<br />

pflanzlichen Rückstände zu ernähren wie die<br />

<strong>Amazonien</strong>, <strong>ein</strong> <strong>Foto</strong>- <strong>und</strong> <strong>Lesebuch</strong> - <strong>Susanne</strong> <strong>Gerber</strong>-<strong>Barata</strong> 252

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