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Amazonien - ein Foto- und Lesebuch - Susanne Gerber-Barata

Foto- und Lesebuch über den brasilianischen Amazonas

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in solch privilegiertem Umfeld. Wer aber<br />

Anhänger von Radikalsportarten ist,<br />

Abenteuertourismus, Trekking, Rafting <strong>und</strong><br />

Rivering wagt, sich dabei als unschuldiger<br />

Abenteuertourist des Nervenkitzels oder<br />

Naturerlebnisses wegen mitten in den Dschungel<br />

begiebt, setzt sich unerwarteten Risiken aus - <strong>ein</strong><br />

Insektenstich beim Wildcampen <strong>und</strong> Schlafen<br />

ohne Moskitonetz genügt. Eher ungewöhnlich sei<br />

es dagegen, von <strong>ein</strong>er Schlange oder <strong>ein</strong>em<br />

Skorpion gebissen zu werden. Auch Spinnen, nicht<br />

nur die fürchterlichen Taranteln, beißen.<br />

Es war der Biss <strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en Spinnen, der<br />

schließlich bei unserer Patientin vom Anfang der<br />

Geschichte diagnostiziert wurde. Solche Bisse<br />

können schreckliche allergische Reaktionen,<br />

Atembeschwerden usw. auslösen, bleiben aber<br />

zuerst oft unbemerkt. Denn manchmal wird<br />

zusammen mit dem Biss <strong>ein</strong> Betäubungsmittel<br />

<strong>ein</strong>spritzt. So macht sich der Stich erst nach<br />

St<strong>und</strong>en scherzhaft bemerkbar, dann wenn die<br />

Wirkung des Mittels abklingt <strong>und</strong> die Spinne<br />

längst über alle Berge ist. Die lokale Bevölkerung<br />

schüttelt deshalb alle Kleider vor dem Anziehen<br />

gründlich aus <strong>und</strong> klopft geschlossenes<br />

Schuhwerk vor dem Anziehen kräftig auf den<br />

Boden. Auch w<strong>und</strong>erschön grellfarbene Raupen<br />

oder solche mit pelzigen Haaren sollte man nie<br />

berühren. Streift man sie, auch ohne es zu<br />

bemerken, können deren Nesselhaare ziemlich<br />

unangenehme Hautverbrennungen auslösen.<br />

Nehmen Sie sich auch vor Tausendfüßlern <strong>und</strong> den<br />

tropischen Ameisen in acht! Manche Indiostämme<br />

benutzen die 24-St<strong>und</strong>en-Ameise, so lange soll ihr<br />

Stich oder Schnitt schmerzen, in ihren unzimperlichen<br />

Initiationsritualen.<br />

Auch tropische Gewässer sind nicht über alle<br />

Zweifel erhaben. Fragen Sie besser die<br />

Einheimischen. Tritt man auf den imponierenden<br />

Stachelrochen, wehrt er sich äußerst schmerzhaft<br />

<strong>und</strong> ziemlich traumatisch. Pärchenegel übertragen<br />

den Schistosomiasiserreger <strong>und</strong> die vielen<br />

Insektenstiche, kl<strong>ein</strong>e Schnittw<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> bringen dabei ihr Gift in den Blutkreislauf.<br />

Schürfungen heilen in ständigem Kontakt mit<br />

Wasser oder Schweiß schlecht ab. Können so zu<br />

bösen Infektionen oder allergischen Reaktionen<br />

führen.<br />

Weniger dramatisch, aber dafür besonders eklig<br />

sind jene Parasiten, die sich unter der Haut<br />

<strong>ein</strong>nisten. Das „Bicho do Pé“, das Fußtierchen legt<br />

man sich am Strand oder auf dem Land zu. Ein<br />

kl<strong>ein</strong>er, schwarzer Punkt nur, der sich am liebsten<br />

zwischen den Zehen <strong>ein</strong>nistet <strong>und</strong> schrecklich<br />

juckt. Auch „Bernes“, halbmondförmige, bleiche,<br />

wenig appetitlichen Larven bestimmter<br />

Riesenfliegen gibt es überall. Einmal unter der<br />

Haut, bohren sie sich bis zur Fettschicht vor, wo sie<br />

sich bis zum Ausschlüpfen ernähren. Schlimmer<br />

wohl nur die „Mosca Varejeira“, <strong>ein</strong>e Fliege, die<br />

ihre Eier mit Vorliebe in kl<strong>ein</strong>e, schon<br />

bestehende W<strong>und</strong>en legt, wo sie sich in<br />

kürzester Zeit in unzählige, wimmelnde Larven<br />

verwandeln, die sich dann von ihrem Wirt<br />

ernähren. Seien Sie auch bei <strong>ein</strong>em neuen<br />

Leberfleck misstrauisch – hat er vielleicht beim<br />

sehr genau Hinsehen winzige B<strong>ein</strong>chen? –<br />

Verdammte Zecke! Man holt sie sich am<br />

sichersten auf Kuhweiden oder von Pferden oder<br />

ganz <strong>ein</strong>fach im Regenwald. Beten Sie, dass es<br />

nur tagelang juckt, denn er hätte ja auch mit<br />

„Febre Maculosa“, <strong>ein</strong> heimtückisches Fieber,<br />

das wie <strong>ein</strong>e normale Grippe beginnt <strong>und</strong> nicht<br />

diagnostiziert, gar tödlich enden kann, infiziert<br />

s<strong>ein</strong> können. Zwei lokale W<strong>und</strong>ermittel gibt es<br />

gegen kl<strong>ein</strong>e W<strong>und</strong>en auf jedem Markt zu<br />

kaufen: Andirobaöl heilt Insektenstiche <strong>und</strong><br />

Copaibaharz <strong>und</strong> Jucá vollbringt wahre W<strong>und</strong>er<br />

bei der W<strong>und</strong>heilung. Beide werden hier im<br />

Amazonas seit Jahrh<strong>und</strong>erten angewendet.<br />

Auch in den Häusern drin lauern unbekannte<br />

Gefahren. Die „Doença de Chagas“ wird von<br />

<strong>ein</strong>em Käfer übertragen, der Raubwanze, hier in<br />

Brasilien „Barbeiro“ genannt, der menschliches<br />

Blut mag <strong>und</strong> sich gerne in mit <strong>ein</strong>fachen<br />

Materialien gebauten Häusern <strong>ein</strong>nistet. Ein<br />

wenig erfreuliches Szenarium, besonders falls<br />

man naturnah <strong>und</strong> billig reisen möchte. Das<br />

obligate Moskitonetz - zum Schlafen immer unter<br />

<strong>Amazonien</strong>, <strong>ein</strong> <strong>Foto</strong>- <strong>und</strong> <strong>Lesebuch</strong> - <strong>Susanne</strong> <strong>Gerber</strong>-<strong>Barata</strong> 440

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