Amazonien - ein Foto- und Lesebuch - Susanne Gerber-Barata

Apropos Nägel - Männer bevorzugen bis heute für
ihre bitte eckig gefeilten diskret transparenten
Lack, hier Grundierung genannt. Eine sehr
spezielle Welt, in der ein eingerissener Nagel
Gesprächsstoff für drei Tage hergibt. Mit der
raueren Hausarbeit wird sowieso die
Hausangestellte beauftragt. Um die unausweichliche
Haarentfernung, gilt es doch auch im
Winter im kleinsten Bikini immer perfekt
auszusehen – ein einziges, vorwitziges Schamhaar
würde den ganzen, so sorgfältig aufgebauten
Sexappeal sofort und unwiderruflich zerstören.
Halte die meisten Prozeduren für reines Placebo.
Wo sonst wird einem solch uneingeschränkte
Aufmerksamkeit zuteil, gewürzt mit dem
neuesten Klatsch? All die Zuwendung, die
entspannende Massage, das warm-weiche
Wasser, die allzeit bereiten Hände und die
wunderbar duftenden Shampoos und Cremes!
Und vergessen Sie ja nicht die Stange Geld, die
dieser Aufwand kostet. Wie gut, all da ganz allein
für sich selbst auszugeben! Besser wohl nur, wenn
die Maniküre für alle diese Prozeduren zur
verabredeten Zeit nach Hause kommt. Nur leider,
leider kann ich dann keines der lila gewandeten,
dienstbereiten Mädchen nach einem Kaffee
schicken und mir auch nicht die wunderbar
dicken, wunderbar kitschigen Klatschmagazine
reinziehen. Dann, wenn ich auf die Feenhand
meines Friseurs warte, der natürlich immer
Stunden zu spät ist. So was gibt es leider nur da,
im lilafarbenen Schönheitssalon gleich um die
Ecke!
Ja, auch meine Nachbarin hat die Qual der Wahl
hinter sich. Mit unendlicher Geduld strichelt einer
der noch geduldigeren Schönheitssklavinnen mit
haarfeinem Pinsel eines jener winzigen Wegwerfkunstwerke
aus Nagellack auf jeden ihrer
krallenartigen Nägel. Wird wohl noch etwas
dauern…..
immer
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