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Amazonien - ein Foto- und Lesebuch - Susanne Gerber-Barata

Foto- und Lesebuch über den brasilianischen Amazonas

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Vor allem Surfer, besonders Verrückte<br />

veranstalten <strong>ein</strong>en Surfwettbewerb. Jener<br />

gewinnt, der sich am längsten hoch oben auf der<br />

Flutwelle halten kann.<br />

Die Pororoca tritt normalerweise bei<br />

Mondwechsel auf, bei Voll- <strong>und</strong> Leermond. Sie<br />

entsteht, wenn sich die Wasser des Atlantiks bei<br />

Flut in die Wasser der Flüsse, die sich hier ins<br />

Meer fließen, ergießen. Beim Zurückfließen<br />

entstehen Riesenwellen, die bis zu 10 Meter hoch<br />

sind <strong>und</strong> sich mit <strong>ein</strong>er Geschwindigkeit von bis zu<br />

35 km pro St<strong>und</strong>e vorwärts bewegen, dabei auch<br />

mal <strong>ein</strong> Stück der Uferböschung, <strong>ein</strong>en Baum oder<br />

so mitreißen. Das Naturphänomen macht sich<br />

durch <strong>ein</strong> dramatisches Röhren <strong>und</strong> Brüllen<br />

bemerkbar, lange bevor die Welle sichtbar ist.<br />

Minuten bevor die Pororoca durch prescht, wird<br />

es totenstill. Dann ist es besser, dem Naturschauspiel<br />

aus gebührendem Abstand zuzusehen.<br />

Ansonsten reiht sich Marajó in die lange Liste der<br />

Hinterländer <strong>ein</strong>, die schon mal bessere Zeiten<br />

sahen. Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts wurden hier<br />

indigene Grabstädten gef<strong>und</strong>en, die auf<br />

komplexe Gesellschaften hinweisen, mit <strong>ein</strong>em<br />

hohen Entwicklungsstand. Es wird vermutet, dass<br />

die Insel schon lange vor der „Entdeckung“<br />

Brasiliens durch die Portugiesen <strong>ein</strong> reicher<br />

Handelsumschagplatz war.<br />

Zur Zeit der Kolonisation war die Insel dicht mit<br />

indigenen Völkern besiedelt, die heftigen<br />

Tauschhandel betrieben. Man glaubt, dass es um<br />

die 30 Stämme waren, die da seit 5.000 Jahren<br />

wohnten, aber schon im Ende 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

ausgerottet oder vertrieben waren. Ihre<br />

w<strong>und</strong>erschönen Töpferwaren sind in Museen in<br />

Europa, USA oder in Südbrasilen zu sehen. Auch<br />

das Museu Goeldi <strong>und</strong> das Museu do Marajo in<br />

Cachoeira do Arari besitzen Ceramica Marajoara,<br />

Zeugen <strong>ein</strong>er komplexen Kultur, noch <strong>ein</strong>er, deren<br />

Geschichte noch geschrieben werden muss.<br />

Nun gilt es also den Herausforderungen der<br />

Neuzeit in die Augen zu schauen, <strong>und</strong> aus dem<br />

Hinterland der Hinterländer <strong>ein</strong> Touristenort zu<br />

machen. Und dabei die lokale Bevölkerung weder<br />

zu überfordern noch auszugrenzen. Ihnen den<br />

ihnen zugehörenden Gr<strong>und</strong> zu garantieren <strong>und</strong><br />

dabei besonders die Ärmsten der Armen, die<br />

Ribeirinhos, Extrativisten, die Indigenen,<br />

Quilombolas, Nachfahren von Sklaven <strong>und</strong> alle<br />

anderen Vergessenen Gehör <strong>und</strong> <strong>ein</strong>en Ort zu<br />

verschaffen. Alles mit dem Anspruch von<br />

Nachhaltigkeit <strong>und</strong> unter dem Zeichen von<br />

„Empowering“, dem sich gerade all die NGOs so<br />

gerne annehmen. Ob die paar Büffel wohl dabei<br />

helfen können?<br />

Der<br />

<strong>Amazonien</strong>, <strong>ein</strong> <strong>Foto</strong>- <strong>und</strong> <strong>Lesebuch</strong> - <strong>Susanne</strong> <strong>Gerber</strong>-<strong>Barata</strong> 959

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