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Amazonien - ein Foto- und Lesebuch - Susanne Gerber-Barata

Foto- und Lesebuch über den brasilianischen Amazonas

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Bragança<br />

Woran erkennt man, dass <strong>ein</strong> Ort oder <strong>ein</strong>e Stadt<br />

arm ist? Vielleicht an den malerisch vergammelten<br />

Schiffen, die im Hafen voller Müll, wie alle<br />

hier, vor sich hin dümpeln? An den Krabbenverkäufern,<br />

die ihre Ware am Hafen in langen,<br />

lebenden Schnüren direkt vom Fahrrad aus<br />

anbieten?<br />

Bragança, die schön restaurierte historische Stadt,<br />

1634 als Weiler begründet, liegt malerisch am<br />

Fluss Caeté. Von der glorreichen Vergangenheit<br />

zeugen die Catedral de Nossa Senhora do Rosário,<br />

1854 von Sklaven erbaut, die Jesuitenkirche São<br />

Benedito, <strong>und</strong> der Palacete Augusto Corrêa, <strong>ein</strong>e<br />

genaue Kopie des Palastes der Braganças in<br />

Portugal.<br />

Die abgevrakten Schiffe im Hafen sind Teil <strong>ein</strong>es<br />

der größten Fischfangpools des Staates Pará.<br />

Auch wenn der Fischfang sehr viele Leute ernährt,<br />

vor allem als Eigengebrauch, im Hinterland<br />

schlägt der pro Kopf Verbrauch an Fisch den von<br />

Japan, so trägt der organisierte Fischfang<br />

überraschend wenig zur lokalen Ökonomie bei.<br />

Was nicht erstaunt, wenn man bedenkt, dass<br />

Fisch hier im Amazonas zum Vergleich mit Fleisch<br />

nicht sehr teuer ist <strong>und</strong> zudem als <strong>ein</strong>e<br />

extrativistische Tätigkeit angesehen werden muss.<br />

Ein erfolgreicher Fang kann weder geplant<br />

werden noch garantiert er dem Fischer <strong>ein</strong><br />

regelmäßiges Einkommen. Der Fangertrag hängt<br />

sehr stark von unterschiedlichen Variablen ab, von<br />

Wetter, Wasserstand <strong>und</strong> saisonalem Angebot.<br />

Manche Fische unternehmen lange Wanderungen<br />

während des Zyklus ihres Lebens oder zum<br />

Ablaichen <strong>und</strong> verschwinden so für Monate.<br />

Fischfang ist <strong>ein</strong>e Art Achterbahnfahrt.<br />

Gefischt wird noch vor allem für lokale Fischmärkte<br />

<strong>und</strong> die Fischmärkte der großen Städte<br />

oder für den Export, dann aber nur spezifische<br />

Riesenfische, die entsprechend grätenlose<br />

Fischfilets produzieren, was zwangsläufig zur<br />

Überfischung <strong>ein</strong>zelner Fischarten führt.<br />

Erschwerend kommt dazu, dass die unendlich<br />

vielen Fische, es soll über 1.200 essbare Fische im<br />

Amazonas geben, noch viel zu wenig erforscht<br />

sind. Viele amazonische Fische sind nicht nur<br />

extrem dekorativ, sondern auch extrem faszinierend.<br />

Ihre Gewohnheiten <strong>und</strong> Lebensweisen, es<br />

gibt zum Beispiel Fische, die sich sowohl in Süßwie<br />

auch in Salzwasser wohlfühlen, sind sehr<br />

exotisch. Auch wenn die Fischzucht als <strong>ein</strong>e<br />

ökonomisch sehr interessante Alternative<br />

angesehen wird, vor allem der Tambaqui kommt<br />

schon fast vollständig aus Zucht, was s<strong>ein</strong>e Art<br />

wohl retten wird, steckt sie noch in den<br />

Kinderschuhen.<br />

Und so ist es auch Bragança beschieden, auf <strong>ein</strong>en<br />

Prinzen zu warten, der es ökonomisch wachküssen<br />

wird.<br />

<strong>Amazonien</strong>, <strong>ein</strong> <strong>Foto</strong>- <strong>und</strong> <strong>Lesebuch</strong> - <strong>Susanne</strong> <strong>Gerber</strong>-<strong>Barata</strong> 964

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