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Amazonien - ein Foto- und Lesebuch - Susanne Gerber-Barata

Foto- und Lesebuch über den brasilianischen Amazonas

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galt, den amerikanischen Truppen um jeden Preis<br />

den kriegswichtigen Rohstoff Kautschuk zu<br />

liefern. Denn nach Pearl Harbor waren die USA<br />

von Kautschuklieferungen aus Südostasien<br />

abgeschnitten. Zudem hatte Präsident Franklin D.<br />

Roosevelt s<strong>ein</strong>em Amtskollegen hohe Kredite <strong>und</strong><br />

Militärtechnologie zugesichert. Auch dazu kann<br />

man Zeitzeugen hören. – Wie viele Traktoren<br />

brauchst du? 10? Bewilligt. Wer sich auskannte,<br />

die richtigen Beziehungen hatte, war <strong>ein</strong><br />

gemachter Mann.<br />

Einmal hier im Amazonas angekommen, wiederholte<br />

sich die Geschichte für die Emigranten.<br />

Wieder viele leere Versprechen, skrupellos<br />

ausgebeutete Seringueiros, Kautschuk-Zapfer,<br />

wenige Landbesitzer, die reich <strong>und</strong> reicher<br />

wurden. Wer von den Kautschuksoldaten<br />

überlebte, blieb oft viel länger als die versprochenen<br />

fünf Jahre. Und viele von denen, die<br />

sich hier niederließen, fanden ihr Motto im<br />

Sprichwort: «Im Land der Blinden ist der<br />

Einäugige König.» Sie profitierten von ihrem<br />

ausgeprägten Geschäftssinn <strong>und</strong> viele von ihnen<br />

wurden «Regatão» oder «Caixeiro viajante»,<br />

Handelsreisende, wochenlang zu Boot unterwegs.<br />

Als die Geschäfte dann florierten, investierten sie<br />

in Läden <strong>und</strong> es heißt, dass der Kommerz von<br />

Manaus bis heute zu 90 Prozent in den Händen<br />

von Nachkommen von «Nordestinos» sei. Der<br />

Erfolg s<strong>ein</strong>erseits zog ihnen aber auch den Neid<br />

Der Zurückgebliebenen, der ewigen Verlierer zu<br />

<strong>und</strong> den Spitznamen «Arigó».<br />

Aber zurück zum Witz vom Beginn der Geschichte.<br />

Der Wechsel der Perspektive ist radikal. In den<br />

Augen <strong>ein</strong>es Einheimischen, in die hintersten<br />

Ecken des amazonischen Hinterlandes verdrängt,<br />

da wo Brasilien liegt, ist der «Arigó», der zu ihnen<br />

in ihr Brasilien kam, nicht viel mehr als <strong>ein</strong><br />

aufgezwungener Eindringling. Er ist fast so bleich<br />

wie der Gummisaft, den er da anzapfen sollt <strong>und</strong><br />

mit dem Lokal so wenig vertraut wie die<br />

fremdesten Fremden.<br />

Kurz <strong>und</strong> gut, <strong>ein</strong> «Arigó» ist so fremd <strong>und</strong> so weit<br />

gereist, dass er sicher von <strong>ein</strong>em anderen Planeten<br />

stammen muss. K<strong>ein</strong>esfalls kann er aus Brasilien<br />

kommen. Hinterwäldler sind sich wohl auf der<br />

ganzen Welt gleich.<br />

<strong>Amazonien</strong>, <strong>ein</strong> <strong>Foto</strong>- <strong>und</strong> <strong>Lesebuch</strong> - <strong>Susanne</strong> <strong>Gerber</strong>-<strong>Barata</strong> 370

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