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Amazonien - ein Foto- und Lesebuch - Susanne Gerber-Barata

Foto- und Lesebuch über den brasilianischen Amazonas

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Auf der anderen Seite des Ozeans, wir sind in den<br />

Jahren zwischen 1500 <strong>und</strong> 1530, setzt Portugal,<br />

<strong>ein</strong>e der Seefahrernationen, zu <strong>ein</strong>em<br />

außerordentlichen Sprung nach vorne an. Es wird<br />

zu <strong>ein</strong>em der reichsten Länder s<strong>ein</strong>er Zeit, indem<br />

es ihm gelingt, das Monopol des Gewürzhandels,<br />

über Jahrh<strong>und</strong>erte fest in arabischer <strong>und</strong><br />

venezianischer Hand, zu brechen. Es ist Vasco da<br />

Gama, der 1498 das Unvorstellbare fertigbringt<br />

<strong>und</strong> auf dem Seeweg nach Kalkutta, Indien<br />

gelangt <strong>und</strong> damit die so begehrten Gewürze aus<br />

dem Orient, sie dienen nicht nur kulinarischen<br />

Zwecken sondern werden auch als<br />

Konservierungsstoffe verwendet, sind als<br />

Arzneien genauso begehrt wie für Parfüms, zum<br />

ersten Mal in der Geschichte des Abendlandes<br />

übers Meer nach Europa bringt.<br />

Über die „Entdeckung“ Brasiliens gibt es <strong>ein</strong>e, bis<br />

heute nicht bestätigte Theorie, die es als sehr<br />

wahrsch<strong>ein</strong>lich ansieht, dass die portugiesischen<br />

Seefahrer lange vor der offiziellen „Entdeckung“<br />

bis zur Küste Brasiliens vorgedrungen seien, den<br />

Fakt aber aus taktischen Gründen für sich<br />

behielten. Folgen wir der offiziellen<br />

Geschichtsschreibung, so war es Pedro Álvaro<br />

Cabral der 1500 in Porto Seguro, Bahia, das erste<br />

Mal der neuen Küste ansichtig wurde. Aus den<br />

unterschiedlichsten Gründen behandelt Portugal<br />

alle s<strong>ein</strong>e Kolonien mit <strong>ein</strong>em rigiden<br />

Merkantilismus. Der portugiesische König sendet<br />

Missionen aus, um die enormen Küsten des<br />

Riesenlandes, eher <strong>ein</strong> Kontinent, zu patrouillieren<br />

<strong>und</strong> sich damit deren Besitz zu versichern. So<br />

wurde die Kolonie auf der anderen Seite des<br />

Ozeans für die nächsten Jahrh<strong>und</strong>erte zu nichts<br />

anderem als zu <strong>ein</strong>e unendlich riesigen<br />

Landwirtschaftsgut, ohne nennenswerte<br />

Gegenleistung bis aufs letzte ausgeplündert. Ein<br />

sehr streng gehüteter Besitz, exklusiv <strong>und</strong><br />

ausnahmslos den portugiesischen Seefahrern <strong>und</strong><br />

Siedlern vorbehalten, der Zutritt von Ausländern<br />

war strickte untersagt. Die ganze Kolonie war bis<br />

zum Schlüsseljahr 1808 von der restlichen Welt<br />

abgeschnitten, abgeschottet <strong>und</strong> zensiert. Wollte<br />

man es bereisen, brauchte man <strong>ein</strong>e königliche<br />

Bewilligung, die zum Beispiel dem<br />

Forschungsreisenden, <strong>und</strong> als wissenschaftlicher<br />

Wiederentdecker Amerikas gefeierter Alexander<br />

von Humboldt (1769-1859) verweigert wurde. Er<br />

konnte nur den den Spaniern unterstellten Teil<br />

Südamerikas bereisen.<br />

Ein Stigma, unter dem Belém, die ganze Region<br />

Nordbrasiliens, mit wenigen Ausnahmen, bis zum<br />

heutigen Tag leidet, denn an der Mentalität der<br />

Ausbeutung hat sich bis heute wenig geändert, es<br />

wird wenig investiert, zu distanziert, zu<br />

kompliziert, zu gigantisch, unübersichtlich <strong>und</strong><br />

komplex ist die Frage, was man mit dem<br />

Amazonas außer Ausplündern denn eigentlich<br />

machen sollte, müsste oder dürfte.<br />

Im Jahr 1542 wagte sich der Jesuit Alonso de<br />

Rojas auf den großen Fluss, auf dem er <strong>ein</strong>e<br />

wirkliche oder fantasierte Begegnung mit den<br />

sogenannten Amazonen hatte, kriegerische<br />

Frauen, die sich die <strong>ein</strong>e Brust amputiert hatten.<br />

Eine Begegnung, die dem riesigen Strom den<br />

definitiven Namen Amazonas verlieh.<br />

Schon im Jahre 1493 teilte die päpstliche Bule<br />

„Inter coetra“, 1494 durch den Vertrag von<br />

Tordesilhas ratifiziert, alle östlich von Afrika<br />

schon entdeckten <strong>und</strong> noch zu entdeckenden<br />

Länder <strong>und</strong> Kontinente <strong>ein</strong>fach zwischen Spanien<br />

<strong>und</strong> Portugal auf. Ein Recht, das aber weder<br />

Frankreich noch Holland anerkannten. Besonders<br />

die Franzosen hatten <strong>ein</strong> Auge auf den Norden<br />

Brasiliens geworfen, wo sie bald zusammen mit<br />

den Holländern <strong>und</strong> Spaniern begannen, die<br />

Gegend um den Amazonas zu erk<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

auszubeuten. Da sie k<strong>ein</strong> Gold fanden, machten<br />

sie sich, genau zu <strong>ein</strong>er Zeit, als der Handel mit<br />

Gewürzen im Orient auf dem Rückgang war, auf<br />

die Suche nach den sogenannten “Drogas do<br />

Sertão”, exotischen Gewürzen, Harzen, Nüssen<br />

<strong>und</strong> Pelzen.<br />

Nach <strong>und</strong> nach wird die Region Norden von den<br />

verschiedenen religiösen Orden besetzt <strong>und</strong> bald<br />

geht ihr Einfluss weit über das Bekehren von<br />

unschuldigen Seelen hinaus. Es sind die Jesuiten,<br />

die die Mission Maranhão <strong>und</strong> Grão Pará der<br />

<strong>Amazonien</strong>, <strong>ein</strong> <strong>Foto</strong>- <strong>und</strong> <strong>Lesebuch</strong> - <strong>Susanne</strong> <strong>Gerber</strong>-<strong>Barata</strong> 558

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