Amazonien - ein Foto- und Lesebuch - Susanne Gerber-Barata

An den, der mich liest oder Der Jesuit
Es war mein Schwiegervater, in dessen
Aufzeichnungen ich das erste Mal über den
Amazonas las. Und über einen „Jesuiten“, den
nämlich hatte er für seine Angebetete und
spätere Frau gekauft. Eine süße Art, um sie zu
werben.
Später, sehr viel später, Gott habe ihn selig, aß ich
selber einen. Einen währschaften „Jesuiten“, eine
Schnitte aus Blätterteig mit Zuckerguss. Bis heute
fällt es mir schwer, mich zwischen „Himmelsschwarten“
oder „Engelsbäckchen“, „Bischofsschnitten“,
„Nonnenbäuchen“ oder „Mönchsküssen“
zu entscheiden, wenn sie überhaupt,
außerhalb Portugals, noch im Angebot sind.
Gemeinsam haben sie alle, dass nicht nur die ach
so liebevoll katholischen Namen, sondern auch
die Süßigkeiten portugiesischer nicht sein
könnten.
Belém hatte historischerweise eine sehr enge
Beziehung zu Portugal, war es über Meer,
widrigen Strömungen zufolge, einfach nach
Portugal zu gelangen als nach Rio de Janeiro, dem
damaligen Brasilien und vize versa. Und so
genieße ich, die ewig Nostalgische, mein Konfekt,
welches mich jedes mal auch an meinen
Schwiegervater erinnert.
jungen Jahre, beschreibt er in den liebevollsten
Details, wie er zum Militär eingezogen werden
sollte. Und wie seine Mutter auf seine Bitte hin mit
dem verantwortlichen Militärkommandanten
sprach. Welcher ihn dann mit einem einzigen
Federstrich und einigem Hin und Her
dienstuntauglich erklärte. Eine Praxis, die übrigens
bis heute funktioniert!
Beschreibt, wie er sich in meine Schwiegermutter
verliebte, obwohl sie behindert war. Die Kinderlähmung
hatte ihr das eine Bein verkürzt, was aber
ihrer Attraktion keinerlei Abbruch tat. Im
Gegenteil. Sie wurden ein unzertrennliches Paar
und meine Schwiegermutter, eine dominante
Persönlichkeit, wachte bis ins höchste Alter
eifersüchtig darüber, wer ihrem Mann nahe
kommen durfte.
Ja, wozu so ein Jesuit doch alles gut ist….
In seinen Aufzeichnungen, „A quem me lê“ – „An
den, der mich liest“, ein kleiner Bericht über seine
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