Amazonien - ein Foto- und Lesebuch - Susanne Gerber-Barata

Kaffee ist mein Name
Beim Nachbarn, ein sehr alternatives Paar, sie
Professorin und er Musiker, bewegt ein junger
Mann gerade in brachialer Arbeit ein paar
Erdhügel. Bessert mit der abgehobenen Erde die
Naturstraße aus, in die der Tropenregen
regelrechte Krater gefressen hat.
- „Kaffee“, kannst Du nachher noch hier etwas
abtragen?“ - bittet der Hausherr. - „Kaffee“, wie
hieß nun gleich wieder jene Musik?“ - fragt ihn
der Sohn. – Kaffee - ? Nur ich stolpere darüber.
Besonders wenn ich seine um Nuancen dunklere
Hautfarbe, nur etwas dunkler als die des
Hausherrn, mit seinem Namen in Verbindung
bringe. Später, viel später allerdings werde ich
eines Besseren belehrt. Kaffee, Café geschrieben
ist ein ganz normaler Name. Es gab in den Jahren
1954/55 gar einen brasilianischen Präsidenten,
Café Filho mit diesem Namen. Apropos, auch am
Namen “Branco”, Weißer, hat keiner etwas
auszusetzen... .
Morgen ist Samstag, da gehe ich immer hier auf
den lächerlich kleinen lokalen Markt. Kaufe beim
„Baixinho“ das, was gerade frisch und appetitlich
ist und in meinen Speiseplan passt. Kann auch mal
ein elend teures Freilaufhuhn sein. Schmeckt
einfach unvergleichlich viel besser. Jedes mal
wenn jemand seinen Namen ausspricht,
„Baixinho“ bedeutet sowas wie der Niedrige, groß
ist er wirklich nicht, widerstehe ich der
Versuchung einer Korrektur. Kontrolliere mich.
Hier findet keiner solche Übernamen respektlos,
politisch unkorrekt, verabscheuungswürdig, am
wenigsten die, die ihn tragen… .
Die lokale Musikgruppe, die tollen Carimbó singt
und nicht nur bei religiösen Anlässen auftritt, zeigt
den lokalen Humor und den Geist, in welchem
solche Namen entstehen und verstanden werden
wollen. Sie nennt sich „Espanta cão“ –
„Erschreck/vertreib den Hund“…..
hier?
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