Amazonien - ein Foto- und Lesebuch - Susanne Gerber-Barata

Belém modern
Auf der super-eleganten Toilette schließt die Türe
nicht. Traurig hängt das Schloss durch. Es fehlt
ihm eine einzige Schraube. Da wird mir klar wie
ein Blitz, dass die Vernachlässigung hier System
hat. Auch in den auf antarktische Temperaturen
runter gekühlen „Docas“, den Doks von Belém
holt sie mich ein. Noch ein Exemplar dieses
übergangslosen Nebeneinander-Existierens,
punktuelle Restauration öffentlicher Gebäude,
die dem Gesamtkomplex aber wenig bringt, wie
ein Shopping zu Rückzugsorte der Mittelklasse
wird, die man nur mit dem Auto oder Taxi
erreicht. Auch dass die Doks gleich an den
überaus populären Ver-o-peso anschließen, einen
Kontrast bilden, der schreiender und drastischer
nicht sein könnte. Außer mir scheint das alle
auszublenden.
Der Häuserzeile, fantastisch heruntergekommen,
einige Häuser sind gekachelt, stammt sicher aus
der Kolonialzeit und haben damit sicher drei oder
vier Jahrhunderte auf dem Buckel, fehlt allerdings
deutlich mehr als eine einfache Schraube. Die
edle Glasfassade der Dokas spiegelt das
Gegenüber in malerischen Nuancen. Fotografiere
es vom rappelvollen Parkplatz aus.
Infrastrukturprojekten, Mienen und Eisenwerken
gebot, als großangelegtes Projekt geplant und
ausgeführt, zeugen sie von der einstigen
Wichtigkeit der Stadt. Die Doks, 1914 eingeweiht
verfügten nicht nur über 11 riesige Kräne, sondern
auch elektrisches Licht und 13 Lagerhallen. Drei
davon wurden im Jahre 2000 total renoviert. Da
reihen sich nun an privilegierter Lage direkt am
Amazonas vollklimatisierte Einkaufsstraßen und
Edelrestaurants aneinander. Auch eine trendige
Brauerei und eine der unvergesslichen Eisdielen
mit Eis aus vielen lokalen Früchten gibt es hier,
perfekte Touristenmagnete.
Widerstehe dem Impuls, die Verantwortlichen auf
die fehlende Schraube der Toilettentür
aufmerksam zu machen. Reklamieren ist verpönt,
schickt sich nicht. Zurück in den kühlen Hallen
gehe ich wieder mal durch das kleine, sehr
informative Museum, das Museu do Porto. Da
kann man eine kleine Reise durch die Zeiten
machen, zivilisiert, sicher und kühl. Alles was man
von der gegenüberliegenden Straßenseite nicht
sagen kann.
Die Docks, auch sie sind Zeitzeugen, spiegeln das
heutige, moderne Belém. Vom amerikanischen
Großunternehmer und Visionär Percival Farquar,
der hier in Brasilien über ein Universum an
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