Amazonien - ein Foto- und Lesebuch - Susanne Gerber-Barata

Schwarzwasser - dunkeltransparent wie Tee
Bernsteinfarbener Schwarztee, Coca-Cola
vielleicht, das Schwarzwasser des Rio Negros, des
Schwarzen Flusses, ist anders, etwas, woran
mancher nicht gewohnt ist. Steckt man kühn eine
Hand ins Wasser, umspielt es bräunlich die
Knöchel. Man kann sich über die dunkle
Durchsichtigkeit und das wechselvolle Licht- und
Schattenspiel der Bäume freuen. Einige stehen
fast bis an Blattwerk unter Wasser. Aber bald wird
der Fluss Faszination. Lauwarm und gischtig perlt
er einem durch die Finger, körper- oder etwas
weniger elegant Pipi-warm, von einzelnen um
Grade kühleren Strömen durchzogen, immer
erstaunlich transparent.
Die Wasser des Rios Negros sind dank vieler
zersetzter Pflanzensedimente sehr alkalihaltig und
deshalb fast moskitofrei und durchscheinend.
Überall sieht man bis auf den weichen, strahlend
hellen, staubfeinen Sandgrund. In diesen
geologisch sehr alten Flussbetten verbirgt sich
auch die Erklärung für seine Transparenz. Es gibt
ganz einfach keine Erde oder Sedimente mehr
zum Mitschwemmen, die die Wasser eintrüben
würden, gar undurchsichtig machten.
Auch der Rio Negro ist ein Gigant. Er gehört zu
den drei größten Flüssen der Erde. Durch sein
Bett fließt mehr Wasser, als durch alle
europäischen Flüsse zusammen. Sein
Wasserstand schwankt je nach Jahreszeit. Der
Unterschied zwischen Hoch- und Niederwasser
beträgt zwischen 9 und 12 Metern. Die
Hafenanlage von Manaus, 1907 von Engländern
konstruiert, schwimmt. Nur so wird sie den
verschiedenen Wasserständen gerecht. Im
Amazonas muss man erfinderisch sein.
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