Amazonien - ein Foto- und Lesebuch - Susanne Gerber-Barata

seiner Reisen in ein jener abgelegenen
Kleinstädte. Hielt, wie es der Brauch war, auf dem
zentralen Platz vom hohen Podest herunter, eine
seiner populären Reden. Versprach den
staunenden Zuhörern, von tosendem Applaus
unterbrochen, nicht nur Asphalt für die staubige
Dorfstraße, ein properes Schulhaus, in dem alle
ihre wurmbäuchigen Kinder lesen und schreiben
lernen würden. Mahlte ihnen das neue
Gemeindehaus in den schönsten Farben aus, und
noch viel mehr. Brachte den anhaltenden Beifall
mit einer einzigen Geste, einem einzigen Satz
dann aber jäh zum Verstummen. Stolz verwies er
auf den soeben her gekarrten Lastwagen hin: -
Seht her, meine lieben Mitbürger! Für jeden die
passende Schaufel, ein Pickel! Hier findet jeder
das passende Werkzeug, um selbst mit Hand
anzulegen! Zusammen werden wir unsere
glanzvolle Zukunft errichten! – Die Menge soll sich
in Minutenschnelle verdrückt haben.
zwanzig Jahren keiner mehr ernten will? Keiner
hat ihnen gelehrt, dass man sein Schicksal in die
eigenen Hände nehmen könnte. Schwer, den
Argumenten unseres Mannes etwas Konkretes
und vor allem Reales entgegenzusetzen.
Und so leben sie weiterhin allein von ihrer
Schönheit, nicht unzufrieden, ein kleines Leben. Es
gibt gar Intellektuelle, die in diesem Sich-
Entziehen, in der Verweigerung eine Art späte
oder infame Rache der Einheimischen sehen….. .
Persönlich kann ich es ihnen, dem Mann, der von
Schönheit lebt, und anderen, nicht mal verargen.
Zu lange, Generation nach Generation wurden sie
in absoluter Abhängigkeit belassen,
Analphabeten, ständig ihren reichen paternalen
Chefs und Zwischenhändlern Geld schuldig. Wieso
nur sollen sie plötzlich Hand anlegen, gar
unternehmerisch denken, sparsam sein, einteilen,
alles anders machen, als ihre Vorfahren? Gar
Obstgärten pflanzen, die dann in zehn oder
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