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Amazonien - ein Foto- und Lesebuch - Susanne Gerber-Barata

Foto- und Lesebuch über den brasilianischen Amazonas

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auf<strong>ein</strong>ander treffen. Das erste ist <strong>ein</strong> Urwald,<br />

dessen Bäume das ganze Jahr <strong>ein</strong> bis <strong>ein</strong><strong>ein</strong>halb<br />

Meter unter Wasser stehen. Das Ökosystem,<br />

Pflanzen, Fische <strong>und</strong> Tiere sind so perfekt an die<br />

Verhältnisse angepasst, dass die Bäume sofort<br />

verdorren würden, würde man sie in normale<br />

Erde verpflanzen. Dann gibt es den Teil, der<br />

„Várzea” heißt. Während der Regenzeit ist der<br />

Boden überflutet, für den Rest des Jahres bleibt<br />

er trocken. Hier ist die Erde sehr fruchtbar, <strong>ein</strong>e<br />

der fruchtbarsten des ganzen Amazonas, wo der<br />

Boden normalerweise sandig oder lehmig ist.<br />

Auch hier gibt es spezialisierte Pflanzen, perfekt<br />

an die außergewöhnlichen Gegebenheiten<br />

angepasst. Würde das Wasser nicht <strong>ein</strong>mal pro<br />

Jahr steigen <strong>und</strong> die Pflanzen unter Wasser<br />

setzen, würden sie alle sterben. Der letzte Teil ist<br />

„trockene” Erde. Lehmig, arm, die <strong>ein</strong>zige<br />

Nahrungsquelle ist <strong>ein</strong>e f<strong>ein</strong>e Schicht schwarzer,<br />

sich langsam zersetzender Blätter.<br />

- „Ich wohnte in <strong>ein</strong>em Holzhaus, von<br />

Amerikanern nach dem Muster amerikanischer<br />

Häuser konstruiert. Eine Architektur, die nichts<br />

mit der lokalen Bauweise zu tun hat. Deshalb war<br />

es im Haus drin <strong>ein</strong>fach unvorstellbar heiß.“ -<br />

Zudem waren alle Fenster <strong>und</strong> Türen mit<br />

Moskitonetzen zugespannt. Es gibt Malaria da,<br />

<strong>und</strong> wenn die Nacht <strong>ein</strong>bricht, beginnen die<br />

Moskitos, die Malaria übertragen, zu fliegen. Da<br />

bleibt <strong>ein</strong>em nur übrig, sich ins Haus<br />

zurückzuziehen. Der Generator für das Licht wird<br />

allerdings um 19:30 Uhr abgestellt. Gott sei Dank<br />

war wenigstens das Essen, der „Rancho”, sehr gut.<br />

Es wurde von weit hergebracht <strong>und</strong> bestand aus<br />

Farinha, <strong>ein</strong>gesalzenem Fisch, Nudeln, Bohnen,<br />

alles mit Frischfisch <strong>und</strong> Jagdbeute angereichert.<br />

Gleich neben der Station wohnen etwa 30<br />

Familien. Ihr Leben folgt der immergleichen<br />

Routine. Sie fischen, jagen, spielen Ball. Es sind<br />

<strong>ein</strong>fache, ungeschliffene Leute. Ihre Ignoranz<br />

schockierte mich. Die Frauen kamen mir vor, wie<br />

wenn sie Sklavinnen wären. Die Männer trinken<br />

viel.“ -<br />

- „Auf m<strong>ein</strong>er letzten Reise wurde ich ernstlich<br />

krank. Eine Virusinfektion. Ich fühlte mich schlapp,<br />

ohne jegliche Energie, ohne Appetit, konnte mich<br />

kaum noch auf den B<strong>ein</strong>en halten. Wir mussten<br />

<strong>ein</strong> gutes Stück durch Schlamm waten. Der Virus<br />

hatte sich schon in m<strong>ein</strong>em ganzen Körper<br />

<strong>ein</strong>genistet <strong>und</strong> ich dachte wirklich, ich würde da<br />

nie mehr ankommen.“ - Eduardo, wieder in<br />

ausgezeichneter Verfassung, zeigt die <strong>Foto</strong>s: Ein<br />

Meer schwarzen Schlammes, zurückgelassen vom<br />

austrocknenden Fluss. Ein paar Männer, alle<br />

stecken bis zu den Knien im Schlamm. Hinter ihnen<br />

<strong>ein</strong>e Reihe tiefer Löcher, ihre Fußspuren.<br />

<strong>Amazonien</strong> ist immer für <strong>ein</strong>e Überraschung gut!<br />

Aber Eduardo kann es kaum erwarten,<br />

zurückzugehen. Es gilt, mehr als dreitausend<br />

Pau-Rosa-Setzlinge zu pflanzen; <strong>ein</strong>e der<br />

Vorschriften des Ibamas. Jeder Produzent von<br />

Pau-Rosa muss für jeden abgeholzten Baum<br />

<strong>ein</strong>en neuen pflanzen. Das funktioniert leider nur<br />

in der Theorie. Die Produzenten müssten eigenes<br />

Land haben, wo sie die Setzlinge pflanzen<br />

könnten. Land zu kaufen <strong>und</strong> dann auch s<strong>ein</strong>e<br />

Eigentumsrechte zu beweisen, ist im Amazonas<br />

sehr kompliziert. „Grilagem”, der mehrmalige<br />

Verkauf des selben Gr<strong>und</strong>stückes, riesiger Stücke<br />

Land, oft größer als die ganze Schweiz, ist hier<br />

<strong>ein</strong> Bombengeschäft. Man witzelt, dass k<strong>ein</strong>er<br />

wisse, welches Stockwerk des Gr<strong>und</strong>stückes er<br />

besitze....<br />

Aber auch diese Klippen wollen die beiden,<br />

Professor Lauro <strong>Barata</strong> <strong>und</strong> Eduardo Mattoso,<br />

zusammen mit den Produzenten natürlich, noch<br />

umschiffen. Ein zweites Projekt, diesmal mit<br />

<strong>ein</strong>em Aufforstungsprogramm, ist schon<br />

konzipiert. Die Finanzierung ist allerdings noch<br />

ungewiss.<br />

<strong>Amazonien</strong>, <strong>ein</strong> <strong>Foto</strong>- <strong>und</strong> <strong>Lesebuch</strong> - <strong>Susanne</strong> <strong>Gerber</strong>-<strong>Barata</strong> 120

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