Amazonien - ein Foto- und Lesebuch - Susanne Gerber-Barata

Erinnerung an Henry Ford. Ob daraus etwas
werden wird, wird wohl nur die Zeit weisen.
Stolz führt er uns ins Innere des Holzhauses, wo
sich der Duft intensiviert, die Luft gerdezu
schwängert. Als er uns in die schmucke, nach allen
Seiten offene Küche winkt, wo auch sein Papagei
haust, entführt er uns unfreiwillig in jene alten
Zeiten.
Seine Frau sitzt, in der einen Hand eine Schere,
direkt auf dem gefießten Boden, auf den sie ein
altes Wachstuch gebreitet hat. Zwischen ihren
gespreizten Beinen ruht ein riesiges Aluminiumbecken,
darin wohl etwa zehn aus der hölzernen
Schale gebrochenen Cupuaçus, cremeweiß und
duftend. Geschickt schnippelt die Schere noch
einen Kern frei. Das Fleisch fällt auf das schon
ansehnliche Häufchen vor ihr. Der freigeschnittene
Kern fällt mit leisem Plop in ein kleineres
Blechbecken zu ihrer Linken. Eine Geduldsarbeit
und nicht zu sagen die Arbeit einer Sklavin, die
wohl noch Stunden dauern wird. In aller Ruhe und
vorindustriellem Rhythmus schnippeln ihre Hände
weiter. Das Fruchtfleisch wird sie, wie immer
schon, für ein paar Münzen, ein kleiner
Nebenverdienst, an ihre Stammkunden
verkaufen. Denn mit oder ohne Ford geht das
Leben im Amazonas seinen eigenen Gang.
Gehorcht wieder jenem Rhythmus, von einigen
lokalen Intellektuellen auch als eine Art Rache des
Caboclos bezeichnet. Ein Leben, wie sie es wohl
schon vor Fords Visionen lebten.
Die Sojafelder allerdings auf dem Rückweg, endlos,
in regelmäßigen Abständen von einsam
mahnenden Paranussbäumen durchbrochen,
erinnern mich daran, dass auch hier der Fortschritt
längst angekommen ist. Noch koexistiert
Altmodischstes mit Hochmodernstem, da wo vor
Ford noch unberührter Regenwald war.
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