18.05.2018 Aufrufe

Amazonien - ein Foto- und Lesebuch - Susanne Gerber-Barata

Foto- und Lesebuch über den brasilianischen Amazonas

Foto- und Lesebuch über den brasilianischen Amazonas

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

olivianischen Militärs bekriegten, auf<br />

diplomatischem Weg <strong>und</strong> gegen <strong>ein</strong>e schöne<br />

Summe Geld zu Brasilien, allerdings mit dem<br />

Versprechen, auf Staatskosten mitten durch den<br />

Dschungel <strong>ein</strong>e Eisenbahnlinie zu verlegen, die<br />

berüchtigte Madeira- Mamoré, die Boliviens<br />

Zugang zum Hafen Porto Velho sichern soll.<br />

Zu <strong>ein</strong>er weiteren Grenzber<strong>ein</strong>igung auf dem<br />

Fluss Purus, diesmal mit Peru, lädt der selben<br />

Barão do Rio Branco den berühmten Schriftsteller<br />

<strong>und</strong> Ingenieur Euclides de Cunha <strong>ein</strong>. Dieser soll<br />

mit s<strong>ein</strong>en Aufzeichnungen <strong>und</strong> Erlebnissen <strong>ein</strong><br />

Buch über den Amazonas schreiben. Euclides de<br />

Cunha, an den trocken-heißen <strong>und</strong> kargen<br />

brasilianischen Sertão im Nordosten gewohnt,<br />

findet den Amazonas abstoßend <strong>und</strong> unwirtlich,<br />

<strong>ein</strong>e Art unfertiges, unbewohnbares Paradies. Ein<br />

anderer Unwegsamer, Unbezähmbarer, Cândido<br />

Mariano da Silva Rondon, bekannt als Marechal<br />

Rondon, nimmt das gigantische Mammutprojekt<br />

in Angriff, den unerschlossenen Teil Brasiliens mit<br />

dem Fortschritt <strong>ein</strong>er Telegrafenleitung zu<br />

beglücken, die er von Mato Grosso bis hoch in<br />

den Amazonas zieht. 1913/14 wird er, <strong>ein</strong>er, der<br />

sich s<strong>ein</strong>en Weg im Dschungel frei schlägt wie<br />

k<strong>ein</strong> zweiter, von der brasilianischen Regierung zu<br />

<strong>ein</strong>er andern, höchst abenteuerlichen Mission<br />

abberufen. Er soll Theodore Roosevelt mit <strong>ein</strong>er<br />

ganzen Gruppe Amerikaner, unter ihnen s<strong>ein</strong><br />

Sohn, auf <strong>ein</strong>e “Safari” in den Amazonas<br />

begleiten. Rondon will die Gelegenheit dazu<br />

benutzen, den Fluss “Rio da Dúvida“, (den Fluss<br />

des Zweifels, so genannt, weil man nicht genau<br />

wusste, wo er entsprang) genauer zu vermessen,<br />

aber die Exkursion endet als Desaster.<br />

Nun dreht sich hier im Norden fast alles um den<br />

Kautschuk. Wiedermal macht sich die strategische<br />

Position Beléms bezahlt. Auch soll nun endlich <strong>ein</strong><br />

naturwissenschaftliches Museum, zusammen mit<br />

<strong>ein</strong>er Forschungsstation <strong>ein</strong>gerichtet werden.<br />

Endlich können so die unvorstellbaren <strong>und</strong> so<br />

begehrten exotischen <strong>und</strong> tropischen Schätze an<br />

Ort <strong>und</strong> Stelle erforscht werden, werden nicht<br />

mehr „geraubt“, müssen nicht mehr dem Ausland<br />

abgetreten werden, das hier <strong>ein</strong>e Art lukrative<br />

Industrie mit Tierpräparaten, Botaniksammlungen<br />

<strong>und</strong> ethnologischen Gegenständen betreibt, die<br />

alle für den Export bestimmt sind. 1894 wird der<br />

Schweizer Emil August Goeldi zum Direktor des<br />

Museums, das später s<strong>ein</strong>en Namen tragen wird,<br />

ernannt. Er organisiert, ganz im Stil s<strong>ein</strong>er Zeit, die<br />

zoologische, ornithologische <strong>und</strong> ethnologische<br />

Mustersammlung mit Exponaten aus dem<br />

Amazonasbecken. Lässt <strong>ein</strong>en Zoologischen <strong>und</strong><br />

Botanischen Garten anlegen, der bis heute fast<br />

unverändert besucht werden kann.<br />

Nun tritt auch der unerschrockene Amerikaner<br />

Percival Farquhar (1864-1953) auf den Plan.<br />

Investor <strong>und</strong> überaus erfolgreicher Unternehmer,<br />

er besitzt in São Paulo <strong>und</strong> Rio de Janeiro große<br />

Beteiligungen an der „Light and Power“, die die<br />

Stadt mit elektrischem Licht <strong>und</strong> <strong>ein</strong>em<br />

Straßenbahnnetz versorgt. Außerdem verlegen<br />

s<strong>ein</strong>e Firmen in ganz Südamerika <strong>und</strong> auch in<br />

Brasilien, vom Norden bis in den Süden<br />

Eisenbahnschienen. Die Eisenbahn soll das Land<br />

in die Modernität kapitulieren. Er bekommt die<br />

Konzession für den Betrieb des Hafens von<br />

Belém, welchen er total erneuert <strong>und</strong> ihn 1909<br />

mit 120 Metern Kais <strong>und</strong> den ersten Lagerhäusern<br />

in Betrieb nimmt, schon <strong>und</strong> bald weiter<br />

ausbaut.<br />

Percival Farquhar schreckt vor nichts zurück. Nur<br />

s<strong>ein</strong> Megaprojekt, die von der brasilianischen<br />

Regierung für Bolivien in Auftrag gegebene<br />

Eisenbahnverbindung mitten durch den<br />

unwirtlichsten Regenwald verlegt, die<br />

Eisenbahnlinie Madeira-Mamoré, scheitert.<br />

Böse Zungen behaupten, dass unter jeder<br />

Eisenbahnschwelle <strong>ein</strong> von Tropenkrankheiten<br />

dahingeraffter Arbeiter begraben liege, <strong>und</strong> das,<br />

obwohl er vor Ort mitten im Dschungel <strong>ein</strong><br />

Krankenhaus <strong>und</strong> viele andere Vorkehrungen<br />

traf, um das Vorhaben gelingen zu lassen. Als sie<br />

endlich fertig ist, ist der Kautschukboom schon<br />

auf dem Niedergang <strong>und</strong> so wird die Strecke nie<br />

betrieben.<br />

Noch blüht Belém aber wie nie zuvor. Wird für<br />

<strong>Amazonien</strong>, <strong>ein</strong> <strong>Foto</strong>- <strong>und</strong> <strong>Lesebuch</strong> - <strong>Susanne</strong> <strong>Gerber</strong>-<strong>Barata</strong> 566

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!