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Amazonien - ein Foto- und Lesebuch - Susanne Gerber-Barata

Foto- und Lesebuch über den brasilianischen Amazonas

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in gelben Netzen. Daneben „Cheiro verde“,<br />

Stangenzwiebeln, zusammen mit viel Koriander,<br />

etwas Basilikum <strong>und</strong> lokalem „Coentrão“, B<strong>und</strong><br />

für B<strong>und</strong> gleich da vor Ort zusammengeb<strong>und</strong>en.<br />

Vergessen Sie auch die allgegenwärtigen<br />

Pfefferschötchen, grünere, kugelig gelbe <strong>und</strong> rote,<br />

auch fixfertig <strong>ein</strong>gelegt, nicht.<br />

Die Fischverkäufer halten sich <strong>ein</strong> paar Delphine<br />

als Maskottchen. Die sind nur präsent, wenn die<br />

Wasser hoch sind. Gräulichrosa springen sie gleich<br />

neben <strong>und</strong> unter der Halle <strong>ein</strong>em, an <strong>ein</strong>er L<strong>ein</strong>e<br />

ausgeworfenen, Fisch nach. Deutlich kann man ihr<br />

schnabelartige Schnauze sehen, wenn sie das<br />

trübe Wasser durchpflügen <strong>und</strong> gleich unter<br />

<strong>ein</strong>em zu verspielten Sprüngen ansetzen.<br />

Mahnend warnt mich <strong>ein</strong>er der Fischverkäufer:<br />

Achtung, die verzaubern! Sind die Wasser niedrig,<br />

werden sie durch die „Garças“, weiße Reiher<br />

ersetzt, die gerne mal <strong>ein</strong> paar hingeworfene<br />

Fischkiemen verschlingen, unzerkaut. Man kann<br />

deren Weg die unendlich lange Kehle, den ganzen<br />

Hals runter Stück für Stück mitverfolgen.<br />

Aufgescheucht fliegen sie malerisch wieder<br />

davon.<br />

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegt die<br />

Markthalle, hässlich <strong>und</strong> funktionell, die bis elf<br />

Uhr morgens rege besucht wird. Auch auf den<br />

Kais ist das Kommen <strong>und</strong> Gehen be<strong>ein</strong>druckend.<br />

Kommt gerade <strong>ein</strong> Schiff an, bilden sich<br />

Grüppchen, <strong>ein</strong> fliegender Händler verkauft aus<br />

s<strong>ein</strong>em Bauchladen selber gemachten, leckeren<br />

Brei, „Munguzá“, weißer Mais oder grüne<br />

Bananen. Auch die billigen, etwas armseligen<br />

Grillspießchen, nie Fisch, immer Huhn oder Rind,<br />

vor dem Servieren schnell in Farinha gewendet,<br />

verströmen schon früh ihren unverwechselbar<br />

leckeren Duft. Ein Mann trägt hoch aufgerichtet<br />

<strong>ein</strong>en riesigen Korb voller noch riesiger Fische auf<br />

dem Kopf, <strong>ein</strong> Arm sichert mühelos das<br />

Gleichgewicht. Vor ihm schiebt <strong>ein</strong> anderer s<strong>ein</strong>en<br />

neuen, noch unbemalt rohen Holzkahn aufgebockt<br />

auf <strong>ein</strong>em Zweirad vor sich her. Ein paar verlorene<br />

Ziegen <strong>und</strong> <strong>ein</strong> bulliges, schwarzes Schw<strong>ein</strong> warten<br />

in der brütenden Sonne, bevor sie zum Schlachten<br />

geführt werden.<br />

Schau, da legt soeben <strong>ein</strong>er von diesen<br />

Bananenbooten an, doppelstöckig schiebt es<br />

s<strong>ein</strong>en flachen Kiel immer näher auf das bisschen<br />

Sand am Ufer des Kais. Ein aus dem Nichts<br />

aufgetauchter Hilfsarbeiter in grellfarbenen<br />

Bermudas, sicher hat er das Schiff erwartet, greift<br />

nach dem hingeworfenen Seil, schlingt es um<br />

<strong>ein</strong>en eisernen Pflock, watet dann ins nicht sehr<br />

vertrauenswürdig aussehende Wasser voller Abfall<br />

<strong>und</strong> lotst das Boot, noch <strong>ein</strong>mal etwas<br />

zurückgesetzt <strong>und</strong> dann wieder vor, perfekt <strong>und</strong><br />

dicht neben das letzte der endlosen Reihe. Es sind<br />

40, 50 Boote, die alle neben<strong>ein</strong>ander auf Anker<br />

liegen. Viele haben riesige Satellitenschüsseln auf<br />

Deck, nicht nur für den Fernsehempfang,<br />

sondern auch für die Kommunikation mit dem<br />

Hafenmeister. Schon nimmt er die Hühnerleiter,<br />

hoch oben vom Schiff heruntergereicht, in<br />

Empfang. Legt sie, gefährlich schief, auf den<br />

Sand, kratzt <strong>ein</strong> paar St<strong>ein</strong>e weg, noch etwas<br />

Sand, prüft die Standfestigkeit. Steil, halb im<br />

Wasser, ist weder er noch die Schiffsbesatzung<br />

befriedigt. Da reicht ihm der Verantwortliche<br />

vom Schiff <strong>ein</strong>en zweiten Steg herunter, der wird<br />

nun über den anderen gelegt, was den Winkel<br />

etwas verbessert.<br />

Mich fasziniert die Seelenruhe, mit der alles vor<br />

sich geht. Amüsiert schauen <strong>ein</strong> paar junge<br />

Mädchen vom Oberdeck zu, wo auch noch<br />

verschiedene Hängematten im Wind schaukeln.<br />

Die Passagiere, die schon ungeduldig alle ihre<br />

Siebensachen zusammen gesucht haben, ihre<br />

Hängematte <strong>ein</strong>gerollt <strong>und</strong> nach vielen St<strong>und</strong>en<br />

auf dem Fluss nun nach festem Land unter den<br />

Füßen lechzen, können nun trockenen Fußes<br />

aussteigen. Nun springen, - Männer first - schon<br />

<strong>ein</strong> paar Kerle waghalsig heraus, benutzen ihr<br />

Gepäck in der <strong>ein</strong>en Hand als Gegenbalance,<br />

tänzelnd über die Hühnerleiter ans Ufer. Dann<br />

kommen <strong>ein</strong> paar Frauen, k<strong>ein</strong>er hilft ihnen bei<br />

Sack <strong>und</strong> Pack, die Plateauplastiksohlen sind<br />

sicher sehr hilfreich! <strong>und</strong> gleich darauf das<br />

Crossmotorrad. Heftig wackelnd <strong>und</strong><br />

tonnenschwer sehe ich es schon im Wasser, aber<br />

<strong>Amazonien</strong>, <strong>ein</strong> <strong>Foto</strong>- <strong>und</strong> <strong>Lesebuch</strong> - <strong>Susanne</strong> <strong>Gerber</strong>-<strong>Barata</strong> 307

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