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Amazonien - ein Foto- und Lesebuch - Susanne Gerber-Barata

Foto- und Lesebuch über den brasilianischen Amazonas

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Königreich <strong>und</strong> Portugal in Personalunion<br />

verb<strong>und</strong>en. Der König öffnet endlich per Dekret<br />

die Häfen, allerdings nur für die befre<strong>und</strong>eten<br />

Nationen. Eine Politik die bis 1876 aufrechterhalten<br />

wird. So bekommt 1853, strategischen<br />

Interessen der Krone gehorchend, der mächtige<br />

Barão de Mauá das Schifffahrtsmonopol im<br />

Amazonas, das nicht nur die Besetzung des<br />

Territoriums garantiert, sondern auch s<strong>ein</strong>e<br />

Verteidigung gegen fremde Übergriffe absichert.<br />

Zu Beginn des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts herrscht in<br />

Europa <strong>ein</strong>e wahre Übersee-Euphorie. Es werden<br />

die verschiedensten Forschungsexpeditionen<br />

nach Südamerika geschickt, von Fürsten oder<br />

Organisationen gesponsert, die auf<br />

Prestigegewinn spekulieren, aber auch handfeste<br />

ökonomische Interessen verfolgen. 1859<br />

veröffentlicht Charles Robert Darwin s<strong>ein</strong>e<br />

Evolutionstheorie.<br />

1817 wird der Kronprinz Dom Pedro I, er<br />

verkündete später Brasiliens Unabhängigkeit von<br />

Portugal, durch <strong>ein</strong>e politische Fernheirat, von<br />

Fürst von Metternich arrangiert, mit der<br />

habsburgischen Erzherzogin Maria Leopoldine<br />

von Österreich, Tochter von Kaiser Franz I.,<br />

verheiratet. Auf ihre Reise zu ihrem Gatten ins<br />

tropische Brasilien begleiten sie viele Gelehrte,<br />

Naturforscher <strong>und</strong> Künstler, sowie der Maler<br />

Thomas Ender. Er bringt aus den Jahren 1817/18<br />

viele Skizzen <strong>und</strong> Aquarelle sowie Illustrationen zu<br />

Reisewerken nach Österreich mit zurück. Auch der<br />

Naturforscher, Zoologe <strong>und</strong> Vogelk<strong>und</strong>ler Johann<br />

Natter ist mit auf der österreichischen<br />

Brasilien-Expedition dabei, die von 1817 bis 1835<br />

dauert. Er beginnt im Jahre 1829 an den Flüssen<br />

Rio Negro <strong>und</strong> Rio Branco s<strong>ein</strong>e 17-jährige<br />

Forschungsarbeit. Nach s<strong>ein</strong>er Rückkehr richtet er<br />

in Wien das „Brasilianum“ <strong>ein</strong>, <strong>ein</strong> riesiger Erfolg.<br />

Der bayrische König Maximilian I. sendet den<br />

Botaniker, Mediziner <strong>und</strong> Ethnologen Carl<br />

Friedrich Philipp von Martius <strong>und</strong> den Zoologen<br />

Johan Babtist Ritter von Spix mit auf die Reise. Die<br />

beiden reisen, unter unvorstellbaren Strapazen,<br />

bis in den Amazonas. In Belém angekommen,<br />

estaunt <strong>und</strong> verblüfft sie die ihnen total fremde<br />

Welt. Sie rudern mit <strong>ein</strong>er Militäreskorte <strong>und</strong><br />

besuchen Santarém, Óbidos, Manaus <strong>und</strong> dringen<br />

bis Egá (Tefé) am Solimões vor, wo sie sich<br />

trennen, denn Spix hat die Malaria sehr<br />

geschwächt. Spix kommt bis Tabatinga <strong>und</strong> bringt<br />

von da <strong>ein</strong>e reiche ethnologische Sammlung mit,<br />

heute im Münchner Völkerk<strong>und</strong>emuseum.<br />

Martius kommt bis zu der damaligen<br />

kolumbianischen Grenze. Nach <strong>ein</strong>em Jahr <strong>und</strong><br />

drei Monaten treffen sie wieder in Belém <strong>ein</strong>, <strong>und</strong><br />

kehren schließlich nach fast 4 Jahren mit <strong>ein</strong>er fast<br />

unvorstellbaren Ausbeute an Pflanzen, Insekten,<br />

Spinnen, Amphibien <strong>und</strong> Fischen nach Europa<br />

zurück, wo Spix bald darauf an den Spätfolgen der<br />

Malaria stirbt. Von Martius macht die Ausbeute,<br />

die in Europa auf fantastisches Interesse stößt, zu<br />

s<strong>ein</strong>em Lebenswerk <strong>und</strong> arbeitet die nächsten 48<br />

Jahre damit. Er bringt die „Flora Brasiliensis“, das<br />

größte botanische Werk des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts,<br />

<strong>ein</strong> wahrhaftiges Überwerk heraus, daneben die<br />

„Historia Naturalis Palmarum“ <strong>und</strong> andere.<br />

1822 erklärt Brasilien s<strong>ein</strong>e Unabhängigkeit von<br />

Portugal <strong>und</strong> wird zum Kaiserreich Brasilien, das<br />

nun auch den Norden mit Pará <strong>und</strong> Maranhão<br />

<strong>ein</strong>schließt. Don Pedro I. dankt 1841 zugunsten<br />

s<strong>ein</strong>es Sohnes Don Pedro II. ab. Der Norden, viel<br />

stärker als der Rest Brasiliens mit Portugal<br />

verb<strong>und</strong>en, leistet Widerstand <strong>und</strong> erkennt die<br />

Unabhängigkeit erst nahezu <strong>ein</strong> Jahr später an.<br />

Zu viele hier im Norden hätten es vorgezogen,<br />

weiterhin unter portugiesischer Herrschaft zu<br />

bleiben.<br />

1889 wird der Kaiser Don Pedro II unblutig<br />

gestürzt <strong>und</strong> die Republik ausgerufen. Im<br />

Amazonas, s<strong>ein</strong> unwirtliches Innere ist immer<br />

noch so <strong>ein</strong>e Art weißer Fleck auf der Landkarte,<br />

gehen entscheidende Grenzber<strong>ein</strong>igungen mit<br />

Französisch Guyana, Bolivien <strong>und</strong> Peru vor sich,<br />

bei denen sich der Diplomat Barão do Rio Branco<br />

durch s<strong>ein</strong> außerordentliches<br />

Verhandlungsgeschick hervortut. So bringt er<br />

1903 den Staat Acre, wo sich bis dahin<br />

brasilianische Kautschukgewinner mit<br />

Es geht weiter Seite 538<br />

<strong>Amazonien</strong>, <strong>ein</strong> <strong>Foto</strong>- <strong>und</strong> <strong>Lesebuch</strong> - <strong>Susanne</strong> <strong>Gerber</strong>-<strong>Barata</strong> 560

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