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Amazonien - ein Foto- und Lesebuch - Susanne Gerber-Barata

Foto- und Lesebuch über den brasilianischen Amazonas

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Will da <strong>ein</strong>er was kaufen?<br />

Alles beginnt mit <strong>ein</strong>em Entenbraten. Ein<br />

Spezialrezept! Unter den raffinierten Zutaten so<br />

ausgefallenes wie „Cupuaçu“, <strong>ein</strong>e Frucht aus der<br />

Familie des Kakaos, die es fast nur im Amazonas<br />

gibt. Sie ist aber hier im Norden, k<strong>ein</strong>e Aufregung,<br />

lächerlich <strong>ein</strong>fach zu bekommen. Wer will, kauft<br />

die ovale hölzerne Frucht mit der pfirsichsamtenen<br />

Haut <strong>und</strong> dem unverwechselbaren<br />

Parfüm auf jedem Markt, ganz oder von<br />

geduldigen Händen von den fest haftenden<br />

Kernen runter geschnitten, als blütenweißes<br />

Fruchtfleisch in kl<strong>ein</strong>e, schwül duftende<br />

Plastiksäckchen abgepackt. Jeder fliegende<br />

Händler, der von der Laderampe s<strong>ein</strong>es<br />

Kl<strong>ein</strong>lasters herunter verkauft, hat ihn. Die Ente<br />

hingegen ist schon etwas kniffliger. Tiefgefroren<br />

aus dem Supermarkt? Nur über die Leiche des<br />

Kochs!<br />

Auf dem Markt verkauft <strong>ein</strong>e Frau Eier, Hühner,<br />

lebende oder schon geschlachtete, mit oder ohne<br />

Federn, auch ausgeb<strong>ein</strong>t, wie immer es die werte<br />

K<strong>und</strong>schaft wünscht. Enten? Ja, das kann sie<br />

organisieren. Man muss den Braten <strong>ein</strong> oder zwei<br />

Tage im Voraus bestellen. K<strong>ein</strong> Problem, wird<br />

fristgerecht erledigt. Die Ente, ja, so zwischen 3<br />

<strong>und</strong> 3,5 Kilos, werde ins Haus geliefert, Samstag,<br />

k<strong>ein</strong> Problem, so gegen fünf. Was es koste?<br />

R$ 35,00. W<strong>und</strong>erbar. Ausgemacht.<br />

plötzlich erinnert sich der Koch an die Ente. Die<br />

lässt auf sich warten! Visitenkärtchen<br />

hervorgekramt, <strong>ein</strong> längerer Telefonanruf, <strong>und</strong><br />

endlich die gute Nachricht: der Entenbraten ist da,<br />

geschlachtet, ausgenommen <strong>und</strong> gerupft. Frisch,<br />

sozusagen <strong>ein</strong>e Freilaufente, schön athletisch, alles<br />

wie bestellt. Nur dass das – w<strong>und</strong>erbar! – gleich<br />

s<strong>ein</strong>en ersten Kratzer abbekommt. Leider, es tue<br />

ihr wirklich Leid, aber es sei nicht mehr möglich,<br />

die fortgeschrittene Uhrzeit, Sie müssen das<br />

verstehen, die Ente noch heute ins Haus zu liefern.<br />

Abholen? Ja, abholen könne man sie, hier sei die<br />

Adresse.<br />

Als das Entenrettungskommando endlich wieder<br />

zu Hause ankommt, ist der Braten <strong>ein</strong> Kilo leichter,<br />

sozusagen als Ausgleich, auch zehn Reais teurer als<br />

ausgemacht. Der Gastgeber, Experte, zieht<br />

folgenden Schluss, der von langer Erfahrung nur so<br />

strotzt: - Will da <strong>ein</strong>er was kaufen? Selber schuld!<br />

Denn eigentlich wollen die gar nichts verkaufen....<br />

Wie wahr! Wir haben die selbe „Geschäftsphilosophie“<br />

auch schon an anderen Orten zu<br />

spüren bekommen. Mussten uns sozusagen<br />

entschuldigen, dass wir etwas kaufen wollten.<br />

Was soll´s, das Entenrezept jedenfalls war <strong>ein</strong><br />

voller Erfolg, der Abend gerettet.<br />

Es ist Samstagnachmittag, schon gegen sechs, <strong>und</strong><br />

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