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Amazonien - ein Foto- und Lesebuch - Susanne Gerber-Barata

Foto- und Lesebuch über den brasilianischen Amazonas

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Platz, zeitlos <strong>und</strong> elegant. Erstarrte schwarzweiße<br />

Wellen, st<strong>ein</strong>erne Mosaike, der<br />

dekorativen Pflasterungen portugiesischer Städte<br />

nachempf<strong>und</strong>en. Inmitten des Platzes <strong>ein</strong><br />

Brunnen, dessen Figuren aus der Zeit allegorisch<br />

die Öffnung der Häfen feiern. Zwei Schiffe, die<br />

sich in der Mitte treffen, <strong>ein</strong>s mit dem Kopf <strong>ein</strong>er<br />

Sphinxs als Galionsfigur, das andere löwenköpfig.<br />

Vier Aufschriften, das Weltbild der Epoche<br />

spiegelnd: Europa, Amerika, Asien <strong>und</strong> Afrika.<br />

Andere, bessere Zeiten wieder spiegelt auch der<br />

Justizpalast gleich da drüben. Hoch über dem<br />

Niveau der Straße, Gelb <strong>und</strong> weiß, ernst,<br />

distanziert, hinter Gittern funktioniert heute<br />

Manaus hohe Gerichtsbarkeit. Weiter unten, dem<br />

Hafen zugewendet, der Palast vom Rio Negro.<br />

Vom Deutschen Waldemar Schulz, er gehörte zur<br />

Latexelite, in Auftrag gegeben, dient er heute mit<br />

s<strong>ein</strong>er luxuriösen Fassade <strong>und</strong> den ungezählten<br />

Mauernischen <strong>und</strong> Vorsprüngen als Sitz der<br />

Regierung. Waldermar Schulz soll, wie viele<br />

andere, sehr unter dem Zusammenbruch der<br />

Preise des Kautschuks gelitten haben.<br />

Auch das Theater hat schwere Zeiten hinter sich,<br />

ist <strong>ein</strong>e wirkliche Überlebenskünstlerin. Diente,<br />

zwischen 1944 <strong>und</strong> 1968 <strong>ein</strong>er amerikanischen<br />

Firma als Depot für Latex <strong>und</strong> Benzin! Die Wende<br />

kam wohl mit der 1967 installierten Zollfreizone,<br />

die Manaus mit Steuerbefreiungen zu <strong>ein</strong>em<br />

wichtigen Industriestandort machte. Heute strahlt<br />

das Theater, wiederhergestellt, in neuem Glanz,<br />

beherbergt verschiedene Festivals <strong>und</strong> Opern <strong>und</strong><br />

nennt <strong>ein</strong> erstklassisches Orchester s<strong>ein</strong> eigen.<br />

Gerne verrenken sich die leicht bekleideten<br />

Touristen heute etwas den Hals, wenn sie dafür in<br />

die geschichtsträchtige Atmosphäre der damaligen<br />

Urwaldhauptstadt <strong>ein</strong>tauchen können.<br />

Setze m<strong>ein</strong>en Spaziergang fort <strong>und</strong> stoße, am Ende<br />

des Platzes, auf <strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>zelnen, <strong>ein</strong>samen Wagen<br />

der Manaos Railway, ohne Schienen, verloren wie<br />

<strong>ein</strong> Fisch auf dem Trockenen. Steht da ohne<br />

Funktion, nostalgisch, pur <strong>und</strong> dekorativ, <strong>ein</strong><br />

letzter Zeuge ehemaliger Modernität. An der Stelle<br />

des Zielbahnhofes steht „Saudade“, traurige<br />

Sehnsucht, wie es der schweizer Schriftsteller<br />

Hugo Loetscher so treffend übersetzte.<br />

Saudades!<br />

auch<br />

<strong>Amazonien</strong>, <strong>ein</strong> <strong>Foto</strong>- <strong>und</strong> <strong>Lesebuch</strong> - <strong>Susanne</strong> <strong>Gerber</strong>-<strong>Barata</strong> 674

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