18.05.2018 Aufrufe

Amazonien - ein Foto- und Lesebuch - Susanne Gerber-Barata

Foto- und Lesebuch über den brasilianischen Amazonas

Foto- und Lesebuch über den brasilianischen Amazonas

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Gesellschaft Jesu gründen, die 1643 den<br />

berühmten Poeten, Politiker <strong>und</strong> Padre Antônio<br />

Vieira empfängt, der sich höchst angetan vom<br />

Amazonas <strong>und</strong> den jesuitischen Missionen im Rio<br />

Negro <strong>und</strong> an anderen Flüssen der Region zeigt.<br />

Noch mehr, als s<strong>ein</strong>em Orden von Portugal, um<br />

die Ausbeutung besser kontrollieren zu können,<br />

der ganze Überseehandel überlassen wird, was<br />

dazu führt, dass die Jesuiten nun wirklich <strong>ein</strong>e<br />

entscheidende Rolle in der kolonialen Geopolitik<br />

spielen, sie werden, mit ihren weltweiten<br />

Verbindungen, zu globalen Handelsfirmen.<br />

Den Amazonas beschreibt Padre Antônio Vieira,<br />

(1608-1697), Jesuit <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e Art<br />

Allro<strong>und</strong>gelehrter <strong>und</strong> Diplomat, der für s<strong>ein</strong>e<br />

Fähigkeiten mit der Feder mit dem Ehrentitel des<br />

„Kaisers der portugiesischen Sprache“<br />

ausgezeichnet, Autor von „Sermões“, die mit zu<br />

den schönsten der portugiesischen Sprache<br />

zählen, der Portugal ausgezeichnete<br />

diplomatische Dienste leistete <strong>und</strong> zudem großen<br />

Einfluss auf den portugiesischen König João IV<br />

ausübte, beschreibt den Amazonas dieser Zeit als<br />

geradezu globales Gemisch. Er spricht vom „Fluss<br />

Babel“ <strong>und</strong> fand den Vergleich gar untertrieben,<br />

schätzte er doch, dass im Amazonasbecken mehr<br />

Sprachen gesprochen wurden, als beim biblischen<br />

Bau des Turmes von Babel! Was auch<br />

Rückschlüsse auf die indigene Bevölkerung<br />

zulässt, laut Schätzung gab es wohl mehr als 300<br />

verschiedene Indiostämme.<br />

1735, schon im Zeichen der Aufklärung, kam der<br />

Franzose Charles-Marie de la Condamine, wohl<br />

der erste „Naturerforscher“ im heutigen Sinn,<br />

hierher. S<strong>ein</strong>e Reise in den Amazonas wurde von<br />

der französischen Académie dela Sciences<br />

gesponsert <strong>und</strong> verfolgte das Ziel, Isaac Newtons<br />

Messungen über die Breitengrade der Erde zu<br />

überprüfen. Die Herrlichkeiten, die er von s<strong>ein</strong>er<br />

Reise nach Hause brachte, stießen in Europa auf<br />

viel Echo <strong>und</strong> Widerhall. Pikante Details: in Quito,<br />

am Anfang s<strong>ein</strong>er Reise durch den Amazonas, trifft<br />

er den Jesuitenpater Samuel Fritz, Autor kostbarer<br />

Karten des Amazonasgebietes - wer <strong>ein</strong> Land<br />

erobern <strong>und</strong> besitzen will, muss als erstes<br />

Landkarten erstellen, <strong>und</strong> macht, unter sehr<br />

vielem anderen, Bekanntschaft mit <strong>ein</strong>em Produkt<br />

der Indios, welches sie „cahuchuc“ Kautschuk<br />

nennen.<br />

Auch Portugal modernisiert sich, denn 1750, wird<br />

Sebastião de Carvalho e Melo, der spätere<br />

Marquês de Pombal, <strong>ein</strong> Aufgeklärter, mit fast<br />

un<strong>ein</strong>geschränkter Macht ausgestattet, Pombal<br />

schickt <strong>ein</strong>e wissenschaftliche Expedition in den<br />

Norden, der s<strong>ein</strong> Halbbruder Francisco Xavier<br />

Mendonça Furtado als Kommandant vorsteht. In<br />

s<strong>ein</strong>er Begleitung befinden sich Physiker,<br />

Astronomen, Geografen, Ingenieure <strong>und</strong> unter<br />

anderen auch der Arquitekt Antônio Guiseppe<br />

Landi. Zum ersten Mal entwickelt Portugal <strong>ein</strong><br />

ökonomisches Projekt für die Kolonie. Im<br />

Amazonas wird der erste Kaffee angepflanzt, der<br />

von Französisch Guyana herunterkam,<br />

Baumwolle <strong>und</strong> Tabak, Zuckerrohr.<br />

Nach dem Vorbild holländischen <strong>und</strong> englischen<br />

Osthandelsgesellschaften gründet die<br />

„Companhia das Índias Orientais“, die<br />

Ostindische Kompanie, die das Handelsmonopol<br />

mit der Kolonie erhält. Er verbietet, in Portugal,<br />

die Sklaverei, reorganisiert das Erziehungswesen<br />

<strong>und</strong> - von entscheidender Bedeutung - nimmt es<br />

aus den Händen der Kirche - verjagt gar die<br />

Jesuiten aus allen ihren Privilegien! Der Orden<br />

wird 1759 definitiv aus Pará vertrieben <strong>und</strong><br />

Portugiesisch wird, konsequenterweise, zur<br />

offiziellen Umgangssprache.<br />

Aber schon nach 1780 gehen die Geschäfte im<br />

Amazonas zurück, die Kolonie verarmt. 1778<br />

wird die Companhia de Comércio do Grão-Pará e<br />

Maranhão aufgelöst <strong>und</strong> der Marquês de<br />

Pombal fällt in Ungnade. In Europa flackern <strong>ein</strong>e<br />

Reihe von Kriegen auf. Der Kolonie geht es<br />

Zusehens schlechter, bis sich König João VI im<br />

Jahr 1807 nach dem Scheitern s<strong>ein</strong>er<br />

Schaukelpolitik zwischen Frankreich <strong>und</strong> England<br />

gezwungen sieht, mit Hilfe der Engländer vor den<br />

Truppen Napoleons nach Brasilien zu flüchten,<br />

<strong>und</strong> damit <strong>ein</strong>e komplett neue Ära <strong>ein</strong>läutet.<br />

Nach der Zerschlagung der Vormachtstellung<br />

Napoleons in Europa, wird Brasilien zum<br />

<strong>Amazonien</strong>, <strong>ein</strong> <strong>Foto</strong>- <strong>und</strong> <strong>Lesebuch</strong> - <strong>Susanne</strong> <strong>Gerber</strong>-<strong>Barata</strong> 559

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!