Amazonien - ein Foto- und Lesebuch - Susanne Gerber-Barata

verschönt, am Bug eine Schnur mit aufgereihten
schwalbenschwanzigen Fähnchen. Auf dem
großzügigen Segel der heilige Petrus aufgedruckt.
Seine Statue, gleich dahinter mitgetragen, ragt
klein und ernst aus dem Meer grellbunter
Plastikblumen, hochsynthetisch, um so vieles
bunter und damit um so viel schöner als echte. Er
ist bärtig, mit Tonsur oder Glatze, seine Kutte
sticht gegen die üppigen Girlanden ab, die vorne
aus dem Tragegestell quellen und auch vom
feierlichen Satinband, das sie ihm um den Saum
gelegt haben. Schon im abendlichen Kupferlicht
zieht dann die Prozession zur Kirche zur
abschließenden Messe. Hin und wieder löst sich
einer, kniet nieder, küsst das Satinband vom Saum
der Heiligenfigur, geht wieder in der Menge auf.
Vor der Kirche, türkisblau, lauschen alle den aufbauenden
Worten des vollständig versammelten
lokalen Klerus. Die wartende Menge hat sich stark
vergrößert. Auch die schwarze Getränkeverkäuferin
und der Zuckerwattehändler mit seiner
grellbunten Ware halten ehrfürchtig still.
für
In der Erinnerung verschwimmt die gleißend aufs
Kielwasser brechende Abendsonne mit den
weißen, schwalbenschwänzigen Fähnchen und
den unzähligen Booten. Im Gegenlicht bilden sie
ein gleichschenkliges Dreieck und verwischen sich
zusammen mit den glitzernden Wassern zu einer
einzigen weiß-silbernen Symphonie.
Amazonien, ein Foto- und Lesebuch - Susanne Gerber-Barata 1016