Amazonien - ein Foto- und Lesebuch - Susanne Gerber-Barata

Aus dem brasilianischen Amazonas oder Mein Amazonas hat Stallgeruch
Was macht einen Reisenden zum Reisenden? João
Meireilles Filho legt in der Einleitung für sein
wunderbares Buch „Große Expeditionen in den
brasilianischen Amazonas“ die folgenden Kriterien
fest: Ein Reisender ist jener, der durch seine
Reisen neue Perspektive, einen neuen Blick auf
die Welt ableitet. Wobei er nicht vergisst zu
erwähnen, wie schwer es einem Reisenden fallen
kann, seine intellektuelle und kulturelle
Überlegenheit abzulegen, und dass es wohl noch
schwerer ist, nicht zu werten.
Ob Marsten Bates, einer dieser Reisenden, wohl
recht hatte, als er den Amazonas als eine Welt
beschrieb, die sich durch den Menschen weder
verändern, noch dominieren lässt und sich
keinem seiner Ziele unterwirft?
Diesen beiden Giganten setze ich selbstbewusst
meine eigenen Recherchen, Eindrücke und
Erfahrungen aus dem brasilianischen Amazonas
entgegen. Ein Amazonas, mein Amazonas, ein
Amazonas mit Stallgeruch. Die Bild- und
Textsammlung „Amazonien, ein Foto- und
Lesebuch“ entstand aus dem Wunsch heraus, mir
selber ein riesiges Dilemma zu erklären. Das
Klischee
Amazonien besser zu verstehen und zu
hinterfragen. Den Widerspruch zu hinterfragen,
dass es im Amazonas keine Menschen gibt, es aber
genau diese Menschen sind, die ihn zerstören. Die
weit verbreitete romantische Vorstellung, das
Klischee des Amazonas, ein unberührtes Paradies
gibt es nämlich nicht. Es ist nämlich ein Teil der
Welt, der paradoxerweise auf eine hochkomplexe,
hochinteressante Geschichte, sie begann lange vor
der Besitznahme durch die Portugiesen,
zurückblickt. Nicht desto Trotz geistert die
Vorstellung, dass es hier an jeder Ecke
Giftschlangen, menschenfressende Piranhas und
vielleicht gar Löwen oder gar Zebras gäbe durch
die meisten Köpfe, auch der Brasilianer ….. .
Vervollständigt vom Fixierbild Indio, Pardon, der
indigenen Bevölkerung, die unseren Traum vom
puren unschuldigen Wilden so perfekt
materialisiert, gleichzeitig mythisch und von den
unterschiedlichsten Unholden verfolgt.
Über den Amazonas ist schon so viel geschrieben
worden. Aber mein Amazonien kämmt alle
Klischees gegen den Strich. Zeigt einen Amazonas
außer Reichweite, der Reichweite der schönen,
sich ständig wiederholenden Bilder. Mein
Amazonas hat Stallgeruch. Mein Amazonas zeigt die
Natur, die Menschen, ihre Geschichte, ihre Kultur
und ihren Alltag total subjektiv, ich hoffe
respektvoll, so wie ich den Amazonas erlebe.
Einige der Texte, einige der Themen oder
Anekdoten mögen sich wiederholen. Es war mir
wichtiger, den selben Kontext mehrmals
darzustellen. Besonders die historische Perspektive
scheint mir unabdingbar. Einen kompletten
historischen Abriss gibt es auf Seite 556-570, Belém
im Auge des Tropensturms.
In Zeiten des Internets sehe ich das Werk als eine
Art Bilder- und Lesebuch, ein Puzzle, die Summe
von vielen kleinen Einzelteilen, die man gerne auch
einzeln lesen kann.
Viel Vergnügen!
Die Autorin
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