Amazonien - ein Foto- und Lesebuch - Susanne Gerber-Barata

treten auf dem riesigen Festplatz in Aktion,
spielen ihren Kampf um Verführung, Leben und
Tod. Treten in einem aufwendig choreografierten,
karnevalesken Theaterspiel gegen einander an,
rivalisieren um den Titel.
Der Ablauf des Festes schreibt bestimmte Figuren,
unter ihnen die unterschiedlichsten Königinen
und dem “Curandeiro”, den Medizinmann vor, die
in ein buntes Schauspiel mit vielen riesigen
Wagen und Showeffekten eingebunden werden.
Als absoluter Höhepunkt gilt die Verführung der
Cabocla durch den wunderschönen, unwiderstehtlichen
Delphin. Nachdem der Vater der vom
Don Juan Delphin „geschändeten“ Tochter
denselben hat töten lassen, wird er von bösen
Geistern heimgesucht und bereut die Tat. Er
bittet den „Pajé“, den Stammeshäuptling, ihn
wieder ins Leben zurückzurufen und so leben alle
glücklich bis an ihr Lebensende. Glücklicher wohl
nur die vielen tausenden von Zuschauern, die alle
schon beim Eintrittskarten-Kaufen Partei ergriffen
haben. Sie stehen sich in zwei Halbrunden
gegenüber, links sind die Fans des Rosa Delphins,
rechts feuern sie den Tuxuci an. Mit viel
Leidenschaft und Feuer, bringen die Holzplanken
der Tribünen mit ihrem Stampfen zum Vibrieren,
wiegen die Fische aus Pappkarton und vieles
mehr. Später, sehr viel später, am frühen Morgen
schon, gibt‘s noch eine Show, Carimbó vielleicht,
der nochmals alle von den Bänken reißt.
Irgendwann am nächsten Tag wird dann in einem
komplizierten System bewertet. Irgendwann steht
der Gewinner fest, demokratisch ausbalanciert,
man will ja keine der beiden Parteien der anderen
vorziehen. Alles so, wie man es hier gewohnt ist.
Das Ende der Festlichkeiten beginnt, wenn in einer
letzten, viel beklatschten und bejubelten Aktion
die beiden Masten gefällt werden. Die
bänderbestückten Stöcke, die Fahnen mit der
heiligen Taube und alle anderen Elemente werden
sorgfältig weggeschlossen. Ein neuer Zyklus
beginnt.
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