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Amazonien - ein Foto- und Lesebuch - Susanne Gerber-Barata

Foto- und Lesebuch über den brasilianischen Amazonas

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<strong>ein</strong> paar Vogelschnabelhieben gezeichnet sind,<br />

sieht er das als gutes Zeichen: Die cleveren<br />

Viecher suchen sich immer die Besten aus!“<br />

„Tucumã”, etwas größer, auch <strong>ein</strong>e Palmfrucht, ist<br />

in Manaus überall anzutreffen. Die lederne Schale<br />

der ockerfarbenen Kokosnuss, etwa so groß wie<br />

<strong>ein</strong>e Aprikose, wird in Spiralen runter geschnitten<br />

<strong>und</strong> gleich aus der Hand oder in den<br />

unterschiedlichsten Kombinationen, z.B. in<br />

Sandwiches verspeist. Schmeckt fremdartig,<br />

holzig <strong>und</strong> ölig aber lecker. Der „Tucumã“ des<br />

Staates Pará dagegen ist leuchtend orange. Sehr<br />

faserig, sehr fettig schmeckt er süßlich <strong>und</strong> wird<br />

zu Saft oder Eis verarbeitet. Die <strong>ein</strong>zige eher<br />

gewöhnungsbedürftige Frucht aus dem Norden ist<br />

„Murici“. Ein unschuldig gelbes Früchtchen, sehr<br />

fetthaltig, das je nach Typ leicht nach<br />

verdorbenem Käse schmeckt! Aber mit der Zeit<br />

gewinne ich alle lieb. Auch die köstlich-bitteren<br />

Piquiás, die normalerweise im Reis mitgekocht<br />

werden <strong>und</strong> diesem <strong>ein</strong>e gelbliche Farbe geben.<br />

Die meterlangen Okraschoten oder die<br />

lilafarbenen, die ich nur hie <strong>und</strong> da ergattere. Der<br />

<strong>ein</strong>heimische Spinat, der Affenohr heißt <strong>und</strong><br />

knackig schmeckt <strong>und</strong> m<strong>ein</strong>e geliebten dunkellila<br />

Carás, die man hier nur zum Frühstück oder<br />

Nachmittagskaffee genießt.<br />

Welche der Früchte <strong>und</strong> Gemüse wirklich aus<br />

Südamerika kommen, ist umstritten. Dass die<br />

Portugiesen <strong>ein</strong>e rege „Bio-Piraterie” betrieben,<br />

das heißt, Nutzpflanzen aus Europa <strong>und</strong> Asien<br />

nach Brasilien brachten <strong>und</strong> umgekehrt, ist<br />

bekannt. Die besten Beispiele sind die<br />

Schlangenbohnen, die Mangos, der Jambo, dessen<br />

Frucht mehr wie <strong>ein</strong>e Blume schmeckt. Auch die<br />

Jaca ist <strong>ein</strong> Import aus Asien. Die langgezogenen,<br />

armlangen <strong>und</strong> oberschenkeldicken Jacafrüchte<br />

wachsen nicht an Ästen, n<strong>ein</strong> sie sprießen direkt<br />

aus der Rinde des Stammes. Ihr Fruchtfleisch<br />

strömt <strong>ein</strong>en eigenartig exotischen Duft aus. An<br />

den Schnittstellen sondern sie <strong>ein</strong>en eklig<br />

klebrigen Kautschuk ab, der lange Fäden zieht. Der<br />

unfehlbare Trick, um das Klebzeug runterzukriegen?<br />

Speiseöl, da geht der Leim <strong>ein</strong>fach runter.<br />

Auch die Mangos kommen aus Asien, sind aber in<br />

ihrer Vielfalt kaum zu übertreffen. Jede Region hat<br />

ihre Spezialitäten. Es gibt kl<strong>ein</strong>ere, normalerweise<br />

mit harter Schale <strong>und</strong> vielen Fasern <strong>und</strong> riesige mit<br />

sehr viel parfümiertem Fruchtfleisch, Manga rosa<br />

<strong>und</strong> Coração de boi, Rinderherzenmango. Es gibt<br />

Sorten, die außen grün bleiben, auch wenn sie<br />

schon reif sind. Ihr Fruchtfleisch ist goldgelb – <strong>ein</strong><br />

schöner Kontrast. Andere färben sich gelb, orange<br />

oder rot. Haben die ursprünglicheren Sorten viele,<br />

sehr viele Fasern, die sich zwischen die Zähne<br />

setzen, wie m<strong>ein</strong>e Großmutter es wohl<br />

ausgedrückt hätte, haben Neuzüchtungen fast<br />

k<strong>ein</strong>e. Ihre Namen variieren je nach Region:<br />

„Espada”, Schwertmango, „Coquinho”,<br />

Kokosmango usw... Ein Fan soll, wie kürzlich zu<br />

lesen war, in s<strong>ein</strong>em Obstgarten nicht weniger als<br />

zweih<strong>und</strong>ert verschiedene Mangoarten<br />

versammelt haben!<br />

Kl<strong>ein</strong>e Vitaminbomben sind die “Açerolas”, kl<strong>ein</strong>e<br />

kirschartige Beeren, rot <strong>und</strong> säuerlich. Sie eignen<br />

sich für Saft oder zum aus der Hand essen.<br />

Herrlich sauer schmeckt auch die hier im Süden<br />

weniger bekannte „Taperebá”. Ein orangenes<br />

Früchtchen, oval, etwa so groß wie <strong>ein</strong>e<br />

Stachelbeere, <strong>ein</strong>es riesigen Baumes, dessen<br />

dünne Schicht Fruchtfleisch von Hand oder<br />

moderner im Mixer runter geschnitten wird, bis<br />

man <strong>ein</strong> f<strong>ein</strong>es, säuerliches Püree hat, das mit<br />

Wasser verdünnt <strong>und</strong> mit viel Zucker versüßt<br />

getrunken wird, oder für Nachspeisen<br />

Verwendung findet. Andere Früchte sind noch<br />

ungewöhnlicher, zum Beispiel grüngelb, r<strong>und</strong>,<br />

mit stumpfen Hörnchen, wie <strong>ein</strong>e stachlige<br />

Kugel, wie der „Biribá“ <strong>und</strong> „Graviola”, aus der<br />

Familie der Atas. Sie sehen aus wie von <strong>ein</strong>em<br />

anderen Stern.<br />

Andere haben <strong>ein</strong>e st<strong>ein</strong>harte Schale, um leckere<br />

Kerne oder Nüsse zu beschützen. Oder müssen,<br />

wie die Königin der Früchte, der „Bacurí”, dessen<br />

blendend weißes, parfümiertes Fruchtfleisch gar<br />

in mühevoller Handarbeit vom Kern runter<br />

geschabt werden. Ein paar Millimeter nur, für <strong>ein</strong><br />

paar h<strong>und</strong>ert Gramm der Frucht müssen<br />

unzählige Früchte geöffnet <strong>und</strong> geschabt<br />

werden. Aber es lohnt sich.<br />

Willkommen im Schlaraffenland!<br />

<strong>Amazonien</strong>, <strong>ein</strong> <strong>Foto</strong>- <strong>und</strong> <strong>Lesebuch</strong> - <strong>Susanne</strong> <strong>Gerber</strong>-<strong>Barata</strong> 703

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