Jahresbericht 2009 - Gesellschaft für Maritime Technik eV
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Flottenkommando Fakten und Zahlen <strong>2009</strong><br />
5.5 Meerestechnik<br />
Zunehmend gewinnen das Meer und seine Umgebung als Lebensraum und Ökosystem an<br />
Bedeutung. Technische Innovation und eine rasch wachsende Bevölkerungsdichte an der Küste –<br />
fast die Hälfte der rund 450 Mio. Menschen der EU lebt an oder nahe der Küstenlinie in weniger<br />
als 50 km Entfernung vom Meer; niemand wohnt mehr als 700 km von der Küste entfernt –<br />
bewirken eine starke Beanspruchung der maritimen Ressourcen und der Meeresumwelt. Für<br />
innovative maritime Produkte und Dienstleistungen besteht deshalb eine große Nachfrage und<br />
als wichtiger Bereich der nachhaltigen Nutzung der Meere gewinnt die Meerestechnik<br />
zunehmend an Bedeutung. Meerestechnik umfasst dabei alle Bereiche der industrielltechnischen<br />
Nutzung der Meere und stellt innovative Lösungen <strong>für</strong> die nachhaltige Nutzung der<br />
Meere als Transportweg, Rohstofflieferant und Nahrungsquelle zur Verfügung und liefert<br />
wesentliche Beiträge zum Schutz der Meeresumwelt.<br />
Die meisten Küstenstaaten messen den maritimen Technologien und Industrien strategische<br />
Bedeutung bei. Das weltweite Marktpotenzial der Meerestechnik (nicht-schiffbauliche maritime<br />
<strong>Technik</strong>) wird auf über 150 Mrd. EUR Jahresumsatz geschätzt und ist damit schon heute ein dem<br />
Schiffbau vergleichbarer wirtschaftlicher Faktor. Den größten Anteil daran hat die Offshore-<br />
<strong>Technik</strong> zur Gewinnung von Öl und Gas. Die Wachstumspotenziale der Meerestechnik sind<br />
überdurchschnittlich; hierzu tragen z. B. die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien (wie z.B.<br />
Offshore-Windparks und Gezeitenströmungskraftwerke) oder die steigenden Anforderungen an<br />
Sicherheit in der Schifffahrt und an den maritimen Umweltschutz bei. Um die Nutzung der<br />
Meere effizient und nachhaltig gestalten zu können, bedarf es jedoch genauer Kenntnisse über<br />
den Aufbau und Zustand des marinen Lebensraumes (Hydrographie und<br />
Meeresforschungstechnik) und innovativer <strong>Technik</strong>en <strong>für</strong> die Vermeidung und Bekämpfung der<br />
Meeresverschmutzung (Marine Umweltschutztechnik).<br />
Die deutsche maritime Industrie hat in diesem Bereich eine industrielle Kompetenz<br />
entwickelt, die von der marinen Umweltschutztechnik und Vermessungstechnik, über den<br />
Wasserbau und das Küstenzonenmanagement bis zur Offshore-<strong>Technik</strong> reicht. In der<br />
Meerestechnik ist Deutschland am weltweiten Umsatzvolumen nur gering beteiligt, gleichwohl<br />
kommt diesem Bereich wegen des hohen Zukunftspotenzials bei der Gewinnung von Rohstoffen<br />
aus dem Meer eine große Bedeutung zu. Hier bieten sich durch die Konzentration auf<br />
Systemlösungen insbesondere in der Erdöl-, Erdgas- und Wind- Offshoretechnik sowie in der<br />
Tiefseetechnik gute Chancen, vom weltweiten Wachstum dieser Branche zu profitieren.<br />
Am Weltmarkt behaupten konnten sich in den letzten Jahren nur diejenigen Unternehmen<br />
der deutschen maritimen Industrie, die ihre technologische Exzellenz durch know-how-intensive,<br />
hochwertige Produkte gesichert und erweitert haben und durch Verbesserung der<br />
Produktionstechnik ihre Kosten erheblich senken konnten.<br />
Zur Meerestechnik18 selbst zählen folgende Felder: Aquakultur, Hydrographie,<br />
Meeresforschungstechnik, Marine Umweltschutztechnik, <strong>Maritime</strong> erneuerbare Energien,<br />
<strong>Maritime</strong> Informations- und Leitsysteme, Küsteningenieurwesen/Wasserbau, Offshore-<strong>Technik</strong>,<br />
Polartechnik und Unterwassertechnik/Seekabel.<br />
5.5.1 Offshore - <strong>Technik</strong><br />
Die Offshore-<strong>Technik</strong> <strong>für</strong> die Gewinnung von Erdöl/Erdgas aus dem Meer ist der bedeutendste<br />
Bereich der Meerestechnik. Auf die Ölförderung in Offshore-Gebieten entfällt weltweit ein<br />
Anteil von ca. 30% Schiffe, die zur Erschließung neuer Tiefseefelder <strong>für</strong> die Rohölexploration<br />
eingesetzt werden können, kabelgebundene Unterwasserfahrzeuge zur Gewinnung von<br />
Kohlenwasserstoffen und andere Spezialschiffe werden benötigt.<br />
Die Entwicklung der Offshore-Öl- und Gasgewinnung wurde im vergangenen Jahr durch<br />
steigende Ölpreise beflügelt. Eine Tonne Rohöl (Brent) kostete 2008 im Schnitt 100 USD und<br />
erreichte damit ein bisher noch nie erreichtes Jahresmittel. In der zweiten Jahreshälfte fiel der<br />
Preis jedoch auf sein Niveau von 2004 zurück. Daher bestehen nun Be<strong>für</strong>chtungen, dass die<br />
Ölkonzerne bei einem anhaltend niedrigen Ölpreis, ihre geplanten Investitionen zurückstellen<br />
18 Nach GMT-Klassifikation<br />
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