17.12.2012 Aufrufe

Jahresbericht 2009 - Gesellschaft für Maritime Technik eV

Jahresbericht 2009 - Gesellschaft für Maritime Technik eV

Jahresbericht 2009 - Gesellschaft für Maritime Technik eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Flottenkommando Fakten und Zahlen <strong>2009</strong><br />

12.1 Historische Betrachtungen 1<br />

Die Entstehung des Weltseehandels war ein langwieriger und schmerzhafter Prozess, der sich<br />

über Jahrhunderte hinzog und durch politische Wirren, ideologische Auseinadersetzungen und<br />

blutige Kriege begleitet wurde. Die Seehandels- und Seeverkehrssysteme entwickelten sich oft<br />

unabhängig voneinander, manchmal waren sie auch die direkte Folge politischer und<br />

kriegerischer Auseinandersetzungen. Je nach Interesse nutzten Konkurrenten in der<br />

Auseinandersetzung um Seeherrschaft, Märkte und Kolonien oft genug auch staatlich<br />

geförderte Freibeuter, die mit oder ohne Kaperbriefe Jagd auf Handelsschiffe machten. So<br />

entstanden Raub- und Beutemärkte, die z.T. größer waren als die legalen. Bekannte Beispiele <strong>für</strong><br />

Epochen, in denen die Piraterie als Mittel zur Behinderung bzw. Bekämpfung des politischen<br />

Feindes eingesetzt wurde, sind das frühe 14. Jahrhundert im Raum Nord- und Ostsee sowie die<br />

Karibik im 15. und 16. Jahrhundert. Vor allem letztere Periode prägt, nicht zuletzt durch die<br />

Romantisierung in zahlreichen Büchern und Filmen, bis heute das Bild von Piraten in der<br />

Öffentlichkeit. Doch die geschichtlichen Überlieferungen zeigen, dass das Thema Piraterie schon<br />

viel früher aufkam.<br />

In der griechischen Mythologie galt die Piraterie wie Jagd und Fischfang als Handwerk und<br />

war eng mit dem Sklavenhandel verknüpft. Denn neben üblichen Handelswaren waren<br />

Leibeigene eine besonders begehrte Beute. Schon damals bemühten sich Staaten, die Seehandel<br />

betrieben, ihre Schiffe vor Piratenangriffen zu schützen und schlossen Verträge mit<br />

Nachbarländern. Die einzig erfolgversprechende Methode war allerdings, Kriegsflotten<br />

einzusetzen. So auch 70 v. Chr. im alten Rom: Wichtige Versorgungsrouten des Römischen Reichs<br />

waren in der Gewalt von Seeräubern. Rom stand kurz vor einer Hungersnot und sah die<br />

militärische Auseinandersetzung als letzte Chance. Mit einem Aufgebot von 500 Kriegsschiffen<br />

zerstörte man über 1.700 Piratenschiffe. Die Nahrungsversorgung und der Seefrieden waren<br />

wieder gesichert.<br />

Freibeuter, Piraten und Seeräuber waren von Anfang an Begleiter der Seeschifffahrt und<br />

Akteure in der Auseinandersetzung um Märkte, um Anteile am Seehandel, um Einfluss und<br />

Herrschaftsgebiete. Von 1389 bis 1392 führten Schweden und Dänemark Krieg.<br />

Mecklenburgische Adlige kämpften an der Seite der Schweden und kaperten in ihrem Auftrag<br />

Schiffe. Zu dieser Zeit war Kaperei im Seekrieg ein hoheitlich legalisiertes Seebeuterecht. Zur<br />

Unterstützung heuerten die Mecklenburger eine Gruppe Freibeuter an: die Vitalienbrüder. Auch<br />

nach Friedensschluss setzten sie ihre Raubzüge fort und waren unter der Losung „Gottes Freund,<br />

aller Welt Feind!“ allseits ge<strong>für</strong>chtete Seeräuber. Erst Jahrzehnte später bekämpfte der Bund der<br />

Hanse sie erfolgreich.<br />

Einer der bekanntesten Führer der Vitalienbrüder war Klaus Störtebeker, der 1401 von den<br />

Hanseaten gefangen genommen und hingerichtet wurde, nachdem er eine Handelsflotte aus<br />

Hamburg beladen mit Waffen vor der Elbmündung überfallen hatte. Sein Stützpunkt war<br />

Helgoland. Bei Flut lief er aus, überfiel Handelsschiffe und kehrte vor der Ebbe auf seine sichere<br />

Insel zurück. Doch an diesem Tag hatte er Pech. Kurz vor Helgoland stellten die Händler den<br />

Piraten. Fast einen Tag dauerte der Kampf. Die Handelsflotte war stärker, und Störtebeker<br />

musste sich ergeben. Noch bei seiner Hinrichtung kämpfte der „Robin Hood der Meere“ um das<br />

Leben seiner Männer. Er forderte, dass denjenigen die Freiheit geschenkt werde, an denen er –<br />

ohne Kopf – vorbeilaufen könne. Nachdem er an elf Männern vorbeigelaufen war, stellte ihm<br />

schließlich, so die Legende, der Henker ein Bein.<br />

Einen weiteren Höhepunkt erlebte die Piraterie im Zeitalter der Entdecker und Eroberer.<br />

Portugal, Spanien und England dehnten ihre Herrschaftsgebiete auf fremde Kontinente aus. Der<br />

Seehandel über die Weltmeere blühte und die Piraten witterten fette Beute. Dabei handelten sie<br />

nicht nur im eigenen Auftrag. Die Feudalmächte legalisierten Beutezüge, um sich ihren Anteil an<br />

den Reichtümern der Neuen Welt zu sichern und ihre eigenen Schiffe vor Übergriffen zu<br />

schützen.<br />

1 vgl.: Münchener Rück – Piraterie – Bedrohung auf See, Eine Risikoanalyse – München, September 2006<br />

12 - 1

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!