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Jahresbericht 2009 - Gesellschaft für Maritime Technik eV

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Flottenkommando Fakten und Zahlen <strong>2009</strong><br />

3.4.3 Sicherstellung des Seetransports in Krise und Krieg<br />

Seetransportplanung der NATO (Military Sealift im Bündnisfall) 22<br />

USA und Kanada haben es im Rahmen ihrer Bündnis- und Beistandsverpflichtungen in der<br />

NATO übernommen, ihre NATO-Partner in Europa im Bedarfsfall bei einer Krise und/oder im<br />

Konfliktfall militärisch zu unterstützen. Während Verstärkungstruppen in einem erheblichen<br />

Maße per Lufttransport verlegt werden können, kann die gewaltige Menge des erforderlichen<br />

Materials einschließlich der logistischen Nachversorgung bei einem andauernden Engagement<br />

nur über See transportiert werden (Sealift).<br />

In den USA übernimmt diese Aufgabe das „Military Sealift Command (MSC)“. Das MSC<br />

mit Sitz in Washington (DC) und Regionalvertretungen in Norfolk (Virginia), San Diego<br />

(Kalifornien), Neapel (Italien), Manama (Bahrain) und Singapur verfügt über eine Flotte unter<br />

US-Flagge fahrender, gecharterter Schiffe und unterhält Verträge mit US<br />

Schifffahrtsgesellschaften <strong>für</strong> planmäßige Dienstleistungen bei allen möglichen Seetransporten.<br />

Bei Bedarf können im Krisenfall auch Schiffe unter fremder Flagge gechartert werden.<br />

Zum Verfügungsbestand des MSC gehören<br />

� die „Naval Fleet Auxiliary Force“ zur direkten Unterstützung von Kampfverbänden (40<br />

Einheiten, davon 2 Hospitalschiffe),<br />

� die „Special Mission Support Force“, zu der z.B. Forschungs- und Überwachungsschiffe<br />

zählen (25 Einheiten),<br />

� die „Prepositioning Force“, stationiert in Diego Garcia/Indischer Ozean, Guam, Arabischer<br />

Golf und Mittelmeer (32 Einheiten); aufgeteilt in drei Geschwader, von denen jedes eine<br />

Marine Corps Expeditionary Brigade mit bis zu 17.000 Marineinfanteristen 30 Kampftage<br />

lang mit Ausrüstung, Munition, Kraftstoff, Verpflegung und sonstigen Artikeln versorgen<br />

kann;<br />

� die „Sealift Force (Active)“ mit 21 Schiffen; hierzu zählen auch 8 sog. „Fast Sealift Ships“,<br />

die mit einer Reisegeschwindigkeit von 27 kn von der Ostküste der USA in 6 Tagen Europa<br />

und in 15 Tagen den Arabischen Golf erreichen können;<br />

� die „Sealift Force (Inactive)“, bekannt als „Ready Reserve Force“, mit 50 Schiffen (Ro/Ro-,<br />

Breakbulk-, Crane-, Lighterage-, Seabee-, Aviation Logistics Support-Ships sowie Tanker)<br />

unter der Obhut der US <strong>Maritime</strong> Administration (MARAD). Diese ehemaligen<br />

Handelsschiffe oder von der Marine ausgemusterten Schiffe liegen <strong>für</strong> eine Aktivierung<br />

nach 4, 5, 10 oder 20 Tagen in der Nähe von Newport News (Virginia), Beaumont (Texas)<br />

und Oakland (California) bereit und unterstehen nach ihrer Aktivierung der operativen<br />

Kontrolle des MSC.<br />

Von den europäischen NATO-Partnern wurden zusätzlich etwa 600 eigene Schiffe erfasst und<br />

in der „NATO Sealift Ship List“ dem NATO „Planning Board for Ocean Shipping (PBOS)“<br />

gemeldet. Diese hohe Zahl sollte sicherstellen, dass mindestens 400 Schiffe davon kurzfristig zur<br />

Verstärkung Europas eingesetzt werden konnten. Im Einsatzfall sollten diese europäischen<br />

Sealift-Schiffe von der Nation gechartert werden, die diese Schiffe <strong>für</strong> Verstärkungstransporte<br />

benötigte. Chartergebühren und Kriegsrisikoversicherung sowie die zuverlässige Bemannung<br />

sollte gem. „NATO Sealift Charter Party“ durch den <strong>für</strong> diese Schiffe zuständigen Flaggenstaat<br />

erfolgen. Im Mai 1998 entschied der Ministerrat der NATO, die Liste nicht mehr zu aktualisieren<br />

und alle Aktivitäten einzustellen.<br />

Im Frieden sowie in Krisen- und Spannungszeiten sind die Nationen grundsätzlich selbst<br />

<strong>für</strong> die Deckung ihres eigenen Transportbedarfs verantwortlich. Der die eigenen Möglichkeiten<br />

übersteigende militärische Transportbedarf wird durch Chartern von Transportkapazitäten auf<br />

dem zivilen Seeschifffahrtsmarkt gedeckt. Die NATO kann und wird dabei koordinierende<br />

Funktionen wahrnehmen. In Deutschland übernimmt das „Logistikzentrum der Bundeswehr“<br />

des Streitkräfteunterstützungskommandos mit seinem Dezernat „Seetransport/Hafenumschlag“<br />

in Wilhelmshaven die Planung und Steuerung des militärischen Seetransportbedarfs. Zur<br />

Begleitung von militärischer Ladung werden zusätzlich Supercargo an Bord eingesetzt, die als<br />

offizielle Regierungsvertreter die Reise begleiten (i.d.R. ein Reserveoffizier aus der<br />

Handelsschifffahrt).<br />

22 www.msc.navy.mil; PBOS u.a. (2007)<br />

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